28. September, 2024

Wirtschaft

US-Arbeitsmarkt am Wendepunkt: Beschleunigte Zinssenkungen erwartet

US-Arbeitsmarkt am Wendepunkt: Beschleunigte Zinssenkungen erwartet

David Rosenberg, renommierter Ökonom und Gründer von Rosenberg Research, prognostiziert eine deutliche Beschleunigung der Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Auslöser sei eine fundamentale Veränderung im Arbeitsmarkt, so Rosenberg in einer aktuellen Mitteilung an seine Kunden.

Der bedeutende Indikator hierfür ist das Verhältnis von offenen Stellen zur Arbeitslosenquote. Laut dem Bureau of Labor Statistics ist dieses Verhältnis in den letzten Monaten drastisch gesunken – ein Ergebnis sowohl steigender Arbeitslosenzahlen als auch rückläufiger Jobangebote. Die Anzahl offener Stellen landesweit fiel im Juli auf 7,6 Millionen, ein starker Rückgang von dem Hoch von 12,1 Millionen im Jahr 2022. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote im August auf 4,2%.

Rosenberg geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote künftig schneller steigen wird, als die Zahl der offenen Stellen zurückgeht. Dies könnte den Handlungsdruck auf die Fed erhöhen, die Zinssätze schneller als bisher angenommen zu senken. "Wir glauben, dass der Punkt erreicht ist, an dem die steigende Arbeitslosigkeit die rückläufigen Stellenangebote überholt, was die Dringlichkeit und das Tempo der Fed-Senkungen beschleunigen wird," betonte Rosenberg.

Laut seinen Beobachtungen hat sich die treibende Kraft hinter der Normalisierung umgekehrt: Während sich die Vakanzrate stabilisiert hat, steigt die Arbeitslosigkeit (+0,5 Prozentpunkte seit Jahresbeginn). Dies deute auf eine nahende Schlüsselwende im Arbeitsmarkt hin.

Bereits seit Monaten warnt Rosenberg vor einer Schwäche im US-Arbeitsmarkt. Er erwartet, dass die Arbeitslosenquote bis Jahresende über 5% steigen könnte, wenn Unternehmen die während der Pandemie angesammelten Arbeitskräfte abbauen. Jobkürzungsankündigungen stiegen im August um 193% im Vergleich zum Vormonat, so ein Bericht der Karriereberatungsfirma Challenger, Gray & Christmas. Gleichzeitig sind die Einstellungspläne bis August auf das niedrigste Niveau seit 2005 gefallen.

Auch Fed-Vertreter zeigen sich besorgt. Laut Fed-Vorsitzendem Powell könnte ein weiterer Rückgang der offenen Stellen direkt in höhere Arbeitslosigkeit münden. "Wir denken, dass die jüngsten Veränderungen einen echten Wendepunkt im Arbeitsmarkt darstellen," betonte Rosenberg. "Sowohl Powell als auch wir beobachten mehr moderate Änderungen bei der Vakanzrate und größere bei der Arbeitslosenquote."

Dennoch bleibt die allgemeine Einschätzung optimistisch: Die Arbeitslosenquote ist weiterhin historisch niedrig und die wirtschaftliche Wachstumsprognose für das dritte Quartal liegt bei soliden 3,1%, so die Schätzungen der Atlanta Fed.