14. November, 2024

Wirtschaft

US-Anleihen senden Krisensignal – ignoriert die Fed?

Eine kurze Trump-Rallye täuscht – die 10-jährige US-Staatsanleihe sendet ein Warnsignal für das Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft unter dem ehemaligen Präsidenten.

US-Anleihen senden Krisensignal – ignoriert die Fed?
Die aktuelle Markteuphorie ist trügerisch – was hinter den Aktiengewinnen steckt und welche Risiken Investoren verkennen.

In den vergangenen Wochen hat die Rückkehr Donald Trumps in die politische Arena den Aktienmärkten einen unerwarteten Schub gegeben. Kaum hatten die Wahlergebnisse sich zugunsten Trumps entschieden, schoss der S&P 500 in die Höhe, und Finanzaktien – vor allem Banken und Beratungsunternehmen im Bereich Mergers & Acquisitions – erzielten teils zweistellige Gewinne. Die Hoffnung auf weniger Regulierung und damit einhergehende erhöhte Geschäftsmöglichkeiten trieb die Anleger in einen Rausch der Euphorie.

Doch ein genauerer Blick auf die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihe wirft ein Schlaglicht auf eine weniger optimistische Seite dieses Szenarios. Entgegen dem Trend der Leitzinssenkungen durch die Federal Reserve stiegen diese Renditen in den letzten Monaten kontinuierlich an und erreichten zuletzt 4,4 Prozent.

Ein Warnsignal, das darauf hindeutet, dass die Märkte das kurzfristige Feuerwerk einer lockeren Fiskalpolitik durch Trumps angekündigte Steuersenkungen und Zölle skeptisch betrachten – Inflation und Wachstumsrisiken stehen weiter im Raum.

Steuersenkungen und Inflation: Die ungelöste Spannung

Mit seinen fiskalpolitischen Versprechen hat Trump erneut einen Punkt gesetzt. Doch genau hier liegt die Krux: Niedrigere Steuern und höhere Ausgaben könnten zwar kurzfristig das Wirtschaftswachstum ankurbeln, doch sie bergen auch die Gefahr einer anhaltenden Inflation.

Die aktuellen Zahlen bestätigen dies – trotz der straffen Geldpolitik der Fed liegt die Inflation weiterhin über dem angestrebten Ziel von zwei Prozent. Trumps Ideen eines Steuer- und Zollpakets könnten den Inflationsdruck sogar weiter anheizen, was letztlich die Wirkung der jüngsten Zinssenkungen neutralisieren könnte.

Fed-Chef Jay Powell hat zwar mehrfach klargestellt, dass er die Kontrolle über die Geldpolitik nicht aus der Hand geben wird, doch Trumps Ambitionen, einen loyalen Verbündeten in der Federal Reserve zu installieren, werfen Fragen zur zukünftigen Stabilität der US-Wirtschaft auf. Sollte sich das Wachstum als weniger robust erweisen und die Inflation steigen, könnte die Fed gezwungen sein, ihre Strategie erneut anzupassen – ein Szenario, das für Unsicherheit bei Anlegern sorgen dürfte.

Kreditmärkte: Stabilität auf wackeligen Beinen?

Trotz des sprunghaften Anstiegs der Aktienmärkte und der gestiegenen Staatsanleihen-Renditen bleiben die Kreditkosten auf einem historisch niedrigen Niveau. So liegen die Kreditspreads bei Anleihen hoher Bonität und sogar bei High-Yield-Anleihen weiterhin eng beisammen.

Doch was auf den ersten Blick wie ein Zeichen der Stabilität wirkt, könnte sich rasch als trügerisch erweisen. Wenn die Fed die Zinsen dauerhaft hochhält, könnten die Erträge und Haushaltseinkommen schnell unter Druck geraten.

Die entscheidende Frage bleibt, ob amerikanische Haushalte und Unternehmen diesen höheren Zinskosten langfristig standhalten können. Sollten die Renditen weiter steigen, könnten Unternehmen, die stark auf Kredit angewiesen sind, bald Schwierigkeiten haben, ihre Schulden zu bedienen – eine Entwicklung, die in einem wirtschaftlich weniger robusten Umfeld wie ein Katalysator für eine Marktkorrektur wirken könnte.

Die Politik als Treiber der Kapitalmärkte

Interessant ist die scheinbare Diskrepanz in der Marktreaktion auf die Wirtschaftsstrategien von Biden und Trump. Während ähnliche fiskalpolitische Rahmenbedingungen unter Biden von den Märkten weitgehend negativ aufgenommen wurden, sorgt der neue Trump-Effekt derzeit für eine völlig andere Wahrnehmung.

Doch kann diese Diskrepanz langfristig bestehen? Wie Pimco, einer der weltweit führenden Anleiheinvestoren, anmerkt, könnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Renditen von Aktien und festverzinslichen Wertpapieren wieder annähern. Ein höherer Kupon bei Anleihen würde den Barwert künftiger Cashflows mindern und somit das Bewertungsniveau der Aktien belasten.

Zwischen Euphorie und Realität

Aktuell scheinen die Märkte auf Trumps Rückkehr mit einer Mischung aus Aufbruchsstimmung und vorsichtiger Skepsis zu reagieren. Während kurzfristige Erleichterungen in der Regulierung und Steuerpolitik für positive Schlagzeilen sorgen, stellt sich die Frage, wie lange diese Euphorie anhält, wenn strukturelle wirtschaftliche Herausforderungen wie Inflation und Wachstumsschwächen nicht gelöst werden.

Die steigenden Staatsanleihen-Renditen könnten sich letztlich als unübersehbares Signal erweisen, das die Märkte nicht ignorieren können. Wer langfristig investiert, sollte die Entwicklung der Anleihenmärkte genau im Auge behalten – hier könnte sich die wahre Richtung der US-Wirtschaft zeigen.