25. Februar, 2025

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US-Aktienmarkt vor einer Dekade der Stagnation?

Nach Jahren des Höhenflugs könnte der S&P 500 in den kommenden zehn Jahren nur noch magere Renditen liefern. Warum Tech-Giganten an ihre Grenzen stoßen und welche Faktoren Anleger jetzt beachten müssen.

US-Aktienmarkt vor einer Dekade der Stagnation?
Goldman Sachs prognostiziert eine drastische Verlangsamung des S&P 500-Wachstums: Statt 13 % pro Jahr könnten es in den nächsten zehn Jahren nur noch 3 % sein.

Es ist eine düstere Prognose, die Goldman Sachs-Experte David Kostin für den US-Aktienmarkt abgibt: Die goldene Dekade mit zweistelligen Renditen sei vorbei, künftig müsse man sich mit deutlich weniger zufriedengeben. Statt der gewohnten 13 Prozent pro Jahr, die der S&P 500 im Durchschnitt der letzten zehn Jahre lieferte, erwartet die Investmentbank nur noch drei Prozent jährlich.

Die Gründe für diese pessimistische Einschätzung sind vielfältig: Die extreme Abhängigkeit des Marktes von einer Handvoll Tech-Giganten, das Ende der ultralockeren Geldpolitik und eine wirtschaftliche Umgebung, die Unternehmen vor immer größere Herausforderungen stellt.

Zu viel Tech, zu wenig Diversifikation?

Die Wachstumsrally der letzten Jahre wurde maßgeblich von den „Magnificent Seven“ getragen – also Unternehmen wie Apple, Microsoft, Nvidia und Amazon. Laut Goldman Sachs sind die zehn größten Aktien des S&P 500 mittlerweile für 30 Prozent des gesamten Indexwerts verantwortlich. Das bedeutet: Wenn diese Giganten ins Straucheln geraten, leidet der gesamte Markt.

Die zehn größten Unternehmen des S&P 500, darunter Nvidia und Microsoft, machen 30 % des Index aus. Ihr Wachstum entscheidet über die Zukunft des US-Marktes.

Goldman-Analyst Kostin warnt, dass es für diese Unternehmen zunehmend schwer wird, ihre hohen Gewinnmargen und Wachstumsraten zu halten. „Für jedes Unternehmen wird es extrem schwierig, ein hohes Umsatzwachstum und stabile Margen über längere Zeiträume aufrechtzuerhalten“, so Kostin.

Diese Übergewichtung könnte den Index anfällig machen: Historisch gesehen gab es immer wieder Phasen, in denen überdominante Sektoren später stark korrigierten – sei es die Dotcom-Blase der 2000er oder der Immobilienboom vor der Finanzkrise.

Zinspolitik: Der große Stolperstein für Tech

Ein weiterer kritischer Faktor ist die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Während die jahrelange Nullzinspolitik das Wachstum der Tech-Giganten befeuerte, sorgt das neue Zinsumfeld für Gegenwind.

Seit 2022 hat die Fed den Leitzins schrittweise auf bis zu 5,5 Prozent angehoben – das höchste Niveau seit zwei Jahrzehnten. Zwar wurde zuletzt eine erste Zinssenkung eingeleitet, doch Goldman Sachs geht nicht davon aus, dass die Ära der ultraniedrigen Zinsen zurückkehrt. Das könnte ein Problem für Technologieunternehmen sein, die hohe Investitionen finanzieren müssen und somit besonders zinsanfällig sind.


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Künstliche Intelligenz: Der Hoffnungsträger – oder ein Hype?

Ein Thema, das den Markt antreibt, ist Künstliche Intelligenz. Analysten vergleichen den KI-Boom mit den Revolutionen durch die Dampfmaschine oder das Internet. Doch auch hier warnt Goldman Sachs vor überzogenen Erwartungen: Die Aktien der führenden Tech-Unternehmen haben bereits massive Gewinne verzeichnet, und nicht alle „Magnificent Seven“ konnten von der KI-Euphorie profitieren.

„Anleger müssen sich darauf einstellen, dass es keine gerade Linie nach oben geben wird“, erklärt Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment. Rückschläge und Korrekturen seien unvermeidlich – und das könne den S&P 500 insgesamt belasten.

Was bedeutet das für Anleger?

Sollte Goldman Sachs mit seiner Prognose richtig liegen, werden sich Investoren auf eine neue Realität einstellen müssen:

  • Langsamere Marktrenditen: Wer sich in den letzten Jahren an zweistellige Renditen gewöhnt hat, muss sich auf magere Jahre gefasst machen.
  • Steigende Volatilität: Durch die extreme Gewichtung von Tech-Werten im S&P 500 könnten Korrekturen stärker ausfallen als in der Vergangenheit.
  • Zinssensible Branchen unter Druck: Unternehmen mit hohem Finanzierungsbedarf – insbesondere Tech-Firmen – müssen sich auf höhere Finanzierungskosten einstellen.

Ein breiter diversifiziertes Portfolio und gezielte Investitionen in unterbewertete Sektoren könnten eine Antwort auf die Herausforderungen der kommenden Jahre sein. Goldman Sachs empfiehlt, verstärkt auf Qualitätstitel mit soliden Geschäftsmodellen und stabilen Cashflows zu setzen.

Ob die kommende Dekade wirklich so schwach ausfällt, bleibt abzuwarten. Doch eines ist klar: Der US-Aktienmarkt steht vor einer neuen Realität – und die Zeit des bedenkenlosen Wachstums könnte vorbei sein.

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