27. Februar, 2025

Börse

US-Aktien auf Rekordniveau – aber ist das noch gesund?

US-Aktien sind teurer als je zuvor – zumindest im Vergleich zu Anleihen. Angetrieben von Technologiegiganten wie Apple und Nvidia haben die Kurse neue Höhen erreicht, während viele Experten nervös auf die Bewertungskluft zwischen Aktien und Anleihen blicken. Droht der Markt heißzulaufen?

US-Aktien auf Rekordniveau – aber ist das noch gesund?
Technologieriesen treiben die Börse – doch die Warnsignale häufen sich.

Was kostet die Welt? – Die Bewertung von US-Aktien

Seit Monaten jagen US-Aktien von Rekord zu Rekord. Der S&P 500, der wichtigste Index der Wall Street, zeigt beeindruckende Kursgewinne. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Die Bewertungskennzahlen sind beängstigend hoch. Die sogenannte Forward-Profit-Rendite – eine Kennzahl, die Gewinne ins Verhältnis zum Aktienkurs setzt – liegt nur noch bei 3,9 %. Gleichzeitig sind die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen auf 4,65 % gestiegen.

Das bedeutet: Anleger bekommen bei Anleihen mehr Rendite als bei Aktien – und das mit deutlich weniger Risiko. Zum ersten Mal seit der Dotcom-Blase 2002 liegt die sogenannte Aktienrisikoprämie im negativen Bereich. Einfach gesagt: Aktien bieten aktuell kaum einen finanziellen Anreiz gegenüber sicheren Anleihen.

Tech-Boom oder Blase?

Die Anlegerwelt scheint gespalten. Viele setzen weiterhin auf die Technologieriesen – die sogenannten "Magnificent Seven", darunter Apple, Microsoft und Amazon. Doch was treibt diese Euphorie an? Für Ben Inker vom Vermögensverwalter GMO ist die Antwort klar: "Die Leute glauben, dass diese Unternehmen die Welt übernehmen."

Andere sehen das deutlich kritischer. Miroslav Aradski von BCA Research warnt: Die hohen Bewertungen könnten sich als Trugschluss erweisen. Besonders die derzeit hohen Gewinnmargen vieler Unternehmen könnten bald wieder auf ein normales Niveau zurückfallen – und damit auch die Kurse.

Ist das "Fed-Modell" noch relevant?

Das sogenannte "Fed-Modell", das Aktienrenditen mit Anleiherenditen vergleicht, steht bei Experten zunehmend in der Kritik. Der Ansatz ist simpel, aber nicht unumstritten: Aktienrenditen und Anleiherenditen seien heute nicht mehr so vergleichbar wie früher, sagen Kritiker. Ein Punkt, den auch Aswath Damodaran von der New York University unterstützt.

Damodaran nutzt lieber ein eigenes Modell, das Cashflows und Ausschüttungsquoten berücksichtigt. Auch er sieht eine gesunkene Aktienrisikoprämie, betont aber: "Ganz so dramatisch ist es nicht."

Goldman Sachs wiederum bleibt optimistisch. Laut ihrem hauseigenen Modell seien die aktuellen Bewertungen der US-Aktien durchaus im Rahmen – zumindest, wenn man die robuste US-Wirtschaft und den gesunden Arbeitsmarkt berücksichtigt.

Was Anleger jetzt wissen müssen

Was also tun, wenn der Markt scheinbar unaufhaltsam steigt, aber die Warnsignale immer lauter werden? Andrew Pease von Russell Investments hat eine klare Botschaft: "Jetzt ist die Zeit, breiter zu investieren." Wer sich ausschließlich auf Big Tech konzentriert, könnte sich 2024 schnell in einer Sackgasse wiederfinden.

Auch der Blick auf Anleihen lohnt sich. Mit Renditen von über 4 % bieten sie eine attraktive Alternative zu riskanten Aktien. Für vorsichtige Anleger ist das eine Überlegung wert.

Die aktuelle Börsenlage erinnert stark an die Zeiten der Dotcom-Blase: Euphorie auf der einen, Warnungen auf der anderen Seite. Doch anders als damals gibt es heute solide wirtschaftliche Argumente für die hohen Bewertungen – zumindest teilweise.