Die Commerzbank stand wochenlang im Rampenlicht, seit UniCredit mit einer aggressiven Beteiligung Übernahmefantasien befeuerte. Doch diese Träume könnten vorerst zerplatzen: UniCredit-CEO Andrea Orcel hat sich überraschend für einen anderen Coup entschieden – die Übernahme der Banco BPM in Italien.
Das Ziel: Die Position als zweitgrößte italienische Bank hinter Intesa Sanpaolo stärken. Die Commerzbank, so scheint es, rückt in die zweite Reihe.
Banco BPM: Ein heimisches Spiel mit hohen Einsätzen
Die geplante Übernahme der Banco BPM kostet UniCredit rund zehn Milliarden Euro und soll mit Aktien finanziert werden. Die Aktionäre der Banco BPM erhalten 0,175 UniCredit-Aktien pro Anteil, was einem Aufschlag von 15 Prozent gegenüber dem Kursstand vom 6. November entspricht. Damit wird die Banco BPM mit knapp über zehn Milliarden Euro bewertet.
Doch der Preis hat seinen Preis: Um die Transaktion zu stemmen, muss UniCredit ihr Kapital um 16 Prozent erhöhen – ein Schritt, der bestehende Aktionäre mit einer drohenden Gewinnverwässerung nervös macht.
Orcel jedoch betont die strategische Logik: „Banco BPM ergänzt unser bestehendes Geschäft perfekt und ermöglicht erhebliche Kostensynergien.“ Tatsächlich sollen bis 2027 jährlich 900 Millionen Euro an Einsparungen realisiert werden.
Commerzbank: Ein schwindender Traum?
Während Banco BPM-Aktien in die Höhe schießen, sackt der Kurs der Commerzbank ab. Mit einem Minus von fünf Prozent landete das Frankfurter Kreditinstitut am Montag unter der psychologisch wichtigen Marke von 15 Euro – der tiefste Stand seit zwei Monaten. Die Hoffnung, dass UniCredit schnell Fakten schaffen könnte, schwindet.
Bundesfinanzminister Jörg Kukies hatte bereits am Wochenende deutlich gemacht, dass die Bundesregierung skeptisch gegenüber einer Übernahme der Commerzbank ist. Der Staat hält nach wie vor rund zwölf Prozent der Anteile und betrachtet die Commerzbank als systemrelevantes Institut.
„Wir haben eine kritische Haltung gegenüber dem Vorgehen von UniCredit“, erklärte Kukies im ARD-Interview.
Diese politische Blockade, kombiniert mit der finanziellen Belastung durch die Banco-BPM-Übernahme, macht einen schnellen Deal unwahrscheinlich.
UniCredits Plan: Zwei Fliegen mit einer Klappe?
UniCredit-CEO Orcel hat immer wieder betont, dass er keine Eile hat, was die Commerzbank betrifft. Die derzeitige Beteiligung von neun Prozent wird von Orcel vorerst als „Finanzinvestition“ betrachtet. Analysten halten es für möglich, dass UniCredit den Anteil sogar wieder reduziert, um die eigenen Kassen zu schonen.
„Zwei Großübernahmen in kurzer Zeit sind strategisch und finanziell kaum darstellbar“, kommentierte Marktbeobachter Jürgen Molnar von Robomarkets.
Das Interesse an der Commerzbank bleibt bestehen – aber als langfristige Option. Die Banco BPM bietet hingegen schnelle Erträge und eine geografische Konsolidierung, die weniger politische Widerstände hervorruft.
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