Die Unicredit setzt zum Alleingang an. Der italienische Bankkonzern will künftig das Lebensversicherungsgeschäft auf dem Heimatmarkt ohne den langjährigen Partner Allianz führen.
Wie das Unternehmen am Mittwoch in Mailand mitteilte, soll die Allianz vollständig aus dem Gemeinschaftsunternehmen Unicredit Allianz Vita herausgekauft werden. Auch die Anteile der französischen CNP Assurances an CNP Unicredit Vita sollen übernommen und beide Firmen zusammengelegt werden.
Dieser Schritt kommt nicht ganz überraschend, obwohl Unicredit-Chef Andrea Orcel noch vor zwei Jahren betont hatte, ein solcher Alleingang sei unwahrscheinlich.
Die Partnerschaft zwischen Unicredit und Allianz reicht bis ins Jahr 1996 zurück, als die deutsche Versicherung den italienischen Versicherer RAS übernommen hatte. Seitdem war die Allianz ein wichtiger Partner der Unicredit im Bereich Lebensversicherung.
Bankassurance: Ein profitables Geschäft
Hinter der Entscheidung steckt vor allem die profitable Entwicklung des sogenannten Bankassurance-Geschäfts, also des Verkaufs von Versicherungen über Bankfilialen. Unicredit ist in diesem Bereich bereits Marktführer in Italien und will das Wachstum weiter beschleunigen.
Im vergangenen Jahr erzielte die Bank in Italien mit dem Vertrieb von Versicherungen über ihre Filialen beeindruckende 500 Millionen Euro an Provisionen. Dazu kamen anteilige Gewinne aus den beiden Joint Ventures in Höhe von 85 Millionen Euro.
Doch das Potenzial ist noch größer: Zusammen kamen Unicredit Allianz Vita und CNP Unicredit Vita im letzten Jahr auf Prämieneinnahmen von 7,5 Milliarden Euro und Rückstellungen von knapp 45 Milliarden Euro. Unicredit will diesen Markt nun ganz für sich nutzen und die Gewinne komplett einstreichen.
Die Allianz verliert – aber nicht ganz
Für die Allianz ist dieser Schritt kein Grund zur Panik. Das Geschäft mit Lebensversicherungen über die Unicredit war zwar profitabel, doch die Kooperation in der Sachversicherung wird weiterhin bestehen.
Außerdem hat die Allianz zahlreiche andere Vertriebskanäle, vor allem in Deutschland und Osteuropa. Dort ist die Allianz seit 2018 exklusiver Partner der HypoVereinsbank, die ebenfalls zu Unicredit gehört. Auch über die Commerzbank, Santander und bayerische Genossenschaftsbanken vertreibt die Allianz ihre Versicherungen.
Dennoch ist der Rückzug aus dem Lebensversicherungsgeschäft mit Unicredit ein Verlust. Denn gerade die Lebensversicherung ist für Versicherer ein lukratives Geschäft, das in vielen Ländern bis zu 30 Prozent des Neugeschäfts ausmacht. Die Allianz wird sich also neue Wege suchen müssen, um diesen Marktanteil zu kompensieren.
Der Weg in die Zukunft: Unicredit auf Wachstumskurs
Unicredit hat die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. Durch die Übernahme der Anteile der Allianz und der CNP Assurances wird die Bank ihre Position im italienischen Versicherungsmarkt weiter ausbauen. Das Lebensversicherungsgeschäft bleibt ein attraktiver Bereich, vor allem in einem Land wie Italien, wo private Vorsorge eine immer größere Rolle spielt.
Doch der Kaufpreis für die Anteile der Allianz wird nicht gering ausfallen. Ein Gutachter wird diesen Preis festlegen, und da die Allianz 50 Prozent an Unicredit Allianz Vita hält, wird der Betrag erheblich sein.
Trotzdem scheint Unicredit überzeugt, dass sich die Investition auszahlen wird. Durch die vollständige Kontrolle über das Geschäft kann die Bank flexibler agieren und schneller auf Marktveränderungen reagieren.
Was bedeutet das für den Markt?
Die Entscheidung von Unicredit könnte auch ein Signal für andere Banken sein. Der Trend zur Unabhängigkeit im Versicherungsvertrieb ist spürbar, und es könnte sein, dass auch andere Banken ihre Partnerschaften überdenken.
Gerade in Zeiten steigender Zinssätze und unsicherer Märkte sind stabile Einnahmen aus dem Versicherungsvertrieb ein wichtiger Baustein für die Banken.
Für die Allianz bedeutet der Verlust dieses Partners nicht das Ende der Welt, aber es zeigt, dass auch große Versicherer flexibel bleiben und sich auf Veränderungen einstellen müssen.