UniCredit-CEO Andrea Orcel hat jahrelang die Übernahme von Banco BPM vorbereitet, doch anstatt den perfekten Zeitpunkt zu wählen, sah sich die Bank nun gezwungen, rasch ein 10-Milliarden-Euro-Angebot abzugeben. Diese Entscheidung fiel, als Italiens drittgrößter Kreditgeber eigene Übernahmen plante, was Orcels Ruf als Dealmaker gefährdet.
BPMs Aktien sprangen um 12%, nachdem eine 1,6 Milliarden Euro schwere Offerte zur Kontrolle von Anima Holding öffentlich wurde und das Unternehmen 5% der Monte dei Paschi di Siena erworben hatte. Ein möglicher Zusammenschluss von BPM und MPS könnte UniCredit im heimischen M&A-Markt marginalisieren.
Orcel äußerte kürzlich auf einer Konferenz in London, dass seine Versuche bezüglich der Commerzbank ins Stocken geraten seien. Kurz darauf informierte UniCredit die italienische Marktaufsicht über das Kaufangebot an BPM-Aktionäre. Obwohl Orcel lange Zeit der hohe Aufpreis auf BPM-Aktien gestört hatte, bot er nun einen Zuschlag von 15% auf den Kurs vor dem Anima-Gebot. BPM hält das Angebot jedoch für zu niedrig.
Professor Stefano Caselli von der Bocconi-Universität sieht UniCredit vor zwei komplexen Herausforderungen. Die Marktreaktion zeigt, dass der geforderte Preis für BPM steigt. Orcel erwägt bereits, BPM-Aktionären Bargeld anzubieten und Gespräche mit industriellen Investoren wie der französischen Crédit Agricole zu führen.
Angesichts der Opposition aus Italiens konservativer Regierung, die eine Fusion von BPM und MPS befürwortet, gerät Orcel unter Druck. Ein Rückzug aus den Verhandlungen wäre aktuell keine Option.