25. September, 2024

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UniCredit verzichtet auf Aufsichtsratssitz bei Commerzbank

UniCredit verzichtet auf Aufsichtsratssitz bei Commerzbank

In einem überraschenden Schritt hat UniCredit-CEO Andrea Orcel bekanntgegeben, dass er keinen Aufsichtsratssitz bei der Commerzbank anstreben wird, obwohl sein Unternehmen weiterhin an einem möglichen vollständigen Aufkauf des deutschen Kreditinstituts interessiert ist. Orcel äußerte sich auf einer Konferenz der Bank of America und erklärte, er halte Aufsichtsratsposten für Investoren für unangebracht, da UniCredit auch ein Wettbewerber sei.

UniCredit hat inzwischen mehr als 20 Prozent der Anteile an der Commerzbank erworben, doch Orcel sieht sich zunehmender Opposition von Seiten der deutschen Regierung, Gewerkschaften und der Commerzbank selbst gegenüber. Die neue CEO der Commerzbank bestätigte kürzlich, dass sie gegen die Übernahmepläne ist.

Orcel argumentierte, dass die Performance der Commerzbank verbessert werden könne, und verwies auf die höhere Profitabilität von UniCredit als Beweis für die Wirksamkeit seiner Vorschläge. Er sagte, dass UniCredit als Investor die gleichen Informationen wie andere Investoren erhalten sollte und in der gleichen Weise debattieren und herausfordern könne.

Ferner bestätigte Orcel die Pläne der UniCredit zur Kapitalrückführung an die Aktionäre mit Auszahlungen von 8,6 Milliarden Euro in diesem Jahr und kündigte eine Erhöhung des Anteils barer Dividenden von 40 Prozent auf 50 Prozent ab dem nächsten Jahr an. Orcel bezeichnete UniCredit dabei als die „effizienteste Bank Europas“ und meinte, dass er das Kapital der Commerzbank effizienter einsetzen würde.

Die deutsche Regierung, die teilweise Eigentümerin der Commerzbank ist, spricht sich vehement gegen eine Übernahme aus und kritisiert die Art und Weise, wie UniCredit die Anteile erworben hat. James von Moltke, CFO der Deutschen Bank, schloss am Mittwoch ebenfalls aus, dass die Deutsche Bank als größte deutsche Bank eingreifen würde, um den Konkurrenten unabhängig zu halten.

Orcel sagte, er habe alle relevanten Interessengruppen konsultiert und sei bestrebt, den Dialog wieder aufzunehmen, nannte jedoch keine konkreten Details über den Zeitpunkt oder das Format der Gespräche.

Eine mögliche Übernahme würde eine jahrelange Durststrecke großer, grenzüberschreitender Deals im europäischen Bankensektor beenden und die Ambitionen zur stärkeren Integration des Finanzsektors wiederbeleben. Orcel bezeichnete seine Pläne für die Commerzbank als "Testfall" in dieser Hinsicht.

Trotzdem hat der Widerstand in Deutschland für Kritik an Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner gesorgt und Spannungen zwischen Berlin und Rom erzeugt. Lindner wird sich später im Bundestag den Fragen der Abgeordneten stellen und eine spezielle Debatte über den Verkauf der Commerzbank-Anteile führen.

Lindner erklärte am Dienstag, dass der „Stil“ von Orcels Ansatz, über Derivate heimlich Anteile zu erwerben, die Investoren verunsichert habe. Der Aktienkurs der Commerzbank stieg seit Bekanntwerden um etwa 20 Prozent.

David Marsh, Vorsitzender des OMFIF, kritisierte Deutschland dafür, dass es europäische Bankenintegrationsbestrebungen nur zu seinen eigenen Bedingungen vorantreibe und sich hinter protektionistischen Barrieren verstecke, wenn eine seiner eigenen Institutionen zum Ziel werde.