Die italienische Großbank Unicredit sieht sich mit ihrem Übernahmeangebot für ihren nationalen Konkurrenten Banco BPM einer unerwarteten Hürde entgegen. In einer Stellungnahme seitens Banco BPM wurde klargestellt, dass das Angebot ohne vorherige Absprache unterbreitet wurde und nicht mit den strategischen Zielen des Unternehmens in Einklang steht. Kritik wurde insbesondere an der Bewertung und den Konditionen des Angebots geübt, da diese die Rentabilität und das zukünftige Wertsteigerungspotential des Instituts nicht adäquat abbilden.
Andrea Orcel, Chef von Unicredit, hat darüber hinaus auch ein Auge auf die deutsche Commerzbank geworfen. Unicredit bot zum Wochenbeginn 0,175 ihrer eigenen Aktien je Banco-BPM-Anteil, was einer Gesamtanzahl von rund 265 Millionen Unicredit-Aktien entsprechen würde, wenn das Angebot angenommen wird. Dies würde eine Kapitalerhöhung um ungefähr 16 Prozent seitens Unicredit bedeuten. Die BPM-Aktien wurden im Zuge des Angebots nahe dem vorherigen Handelsschluss bewertet, was Orcel jedoch mit einem Hinweis auf einen 15-prozentigen Aufschlag im Vergleich zum Kurs vom 6. November verteidigte.
Interessanterweise hat Banco BPM zeitgleich Pläne zur Übernahme von Anima, einem Vermögensverwalter, bekannt gemacht. In Deutschland hat Unicredit bereits einen bedeutenden Schritt getan, indem sie sich über ein Fünftel der Commerzbank-Anteile gesichert hat. Dennoch stößt das Übernahmevorhaben sowohl auf den Widerstand der Commerzbank selbst als auch der deutschen Regierung. Ein politischer Wechsel und die Ungewissheit nach dem Zerfall der Ampelkoalition in Berlin lassen Orcel mit einem geringeren Übernahmepotential rechnen, als zuvor angenommen.