23. September, 2024

Märkte

UniCredit überrascht mit 9%-Beteiligung an Commerzbank

UniCredit überrascht mit 9%-Beteiligung an Commerzbank

Im Sommer stand die deutsche Regierung kurz davor, ihren Anteil an der Commerzbank zu reduzieren. Andrea Orcel, CEO von UniCredit, hatte dieses Szenario bereits antizipiert und nun hat UniCredit offiziell bekannt gegeben, dass sie 9% der Commerzbank-Anteile erworben hat. Die Anteile wurden sowohl durch gezielte Markttransaktionen als auch durch den Erwerb der von Berlin angebotenen Aktien in den letzten Wochen aufgebaut. Diese unerwartete Entwicklung hat viele Marktteilnehmer in Deutschland überrascht.

Orcel sieht Commerzbank seit Langem als potenzielles Übernahmeziel. Seit drei Jahren sucht er nach einem transformativen Deal für UniCredit und ist bereit, einen vollständigen Übernahmeversuch zu starten, auch wenn dies Zeit erfordern wird. UniCredit hat bereits erste Gespräche mit Aktionären geführt, um die Möglichkeiten für weitere Verhandlungen auszuloten.

Für den Moment versetzt die Beteiligung von UniCredit das Unternehmen in eine komfortable Position gegenüber anderen potenziellen Käufern der Commerzbank. Sollte der Übernahmeversuch gelingen, könnte dies zu einer längst überfälligen internationalen Konsolidierung im fragmentierten europäischen Bankensektor führen. Eine solche Konsolidierung wird von Regulierern und Gesetzgebern seit Langem gefordert, um die europäische Wirtschaft neu zu beleben.

Orcel hatte bereits innerhalb seiner Amtszeit als CEO von UniCredit gezeigt, dass er an groß angelegten Fusionen interessiert ist. Ursprünglich hatte er einen Deal zum Erwerb des Staatsanteils an Banca Monte dei Paschi di Siena rückgängig gemacht, aber letztes Jahr die Beteiligung an Alpha Bank übernommen.

Die von Berlin angebotenen Anteile der Commerzbank schienen zunächst geringes Interesse zu wecken, doch UniCredit setzte plötzlich auf eine „fill or kill“-Order für den gesamten 4,5%-Anteil und bot den höchsten Preis. Die deutschen Behörden hatten wenig Wahl und stimmten dem Verkauf zu.

Obwohl UniCredit und die Europäische Zentralbank (EZB) über den Prozess informiert waren, bleibt die Reaktion der Beteiligten abzuwarten. Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim erwartet jedoch keine nennenswerte Gegenwehr.

Ein Zusammenschluss zwischen Commerzbank und UniCredit könnte erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Mittelstand haben und zu Diskussionen über mögliche Arbeitsplatzverluste führen, rechtzeitig zu den Bundestagswahlen im nächsten Jahr.

Auf europäischer Ebene wurden Fusionen lange Zeit als Mittel zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und des Euroraums gesehen. Die EZB hat ihre Unterstützung für solche Fusionen bekräftigt, sieht die Entscheidungsfindung jedoch als marktorientierten Prozess.

Angesichts dieser Entwicklungen bleibt abzuwarten, ob Orcel seinen ambitionierten Plan einer vollständigen Übernahme der Commerzbank umsetzen kann. Dennoch zeigt sich bereits ein positiver Effekt: Die Aktien der Commerzbank stiegen um rund 17% und erhöhten den Wert der Beteiligung von UniCredit erheblich.