Die Transaktion am europäischen Aktienmarkt nahm eine unerwartete Wendung, als die italienische Bank UniCredit eine erhebliche Beteiligung an der Commerzbank erwarb. Nachdem die deutschen Behörden beschlossen hatten, ihre Beteiligung an der Commerzbank zu reduzieren, erwarb UniCredit überraschend einen Anteil von 4,5 Prozent und erweiterte diesen durch Käufe am offenen Markt auf insgesamt 9 Prozent. Damit wird UniCredit zu einem der größten Anteilseigner der Commerzbank. Das Geschäft, bei dem Aktien im Wert von rund 700 Millionen Euro zu einem Preisaufschlag von 4,8 Prozent erworben wurden, hatte JPMorgan als Vermittler. Goldman Sachs, die ursprünglich ebenfalls involviert waren, zogen sich aufgrund eines Interessenkonflikts zurück und übernahmen die Rolle des Verteidigungsberaters für die Commerzbank. Andrea Orcel, der CEO von UniCredit, führte die strategische Offensive an, die überraschend und diskret umgesetzt wurde. Einige deutsche Regierungsvertreter zeigten sich überrumpelt von Orcels Schachzug. Es gab jedoch schon länger Gerüchte, dass UniCredit, die auch die deutsche HypoVereinsbank (HVB) besitzt, an einer Übernahme der Commerzbank interessiert sein könnte. Der Schritt kam kurz nach der Ankündigung der Berliner Regierung, ihre Krisen-bedingte Beteiligung von 16 Prozent teilweise zu veräußern. Das führte zu Spekulationen über eine Kampagne der europäischen Regulierungsbehörden zur Konsolidierung in einem Sektor, der von niedrigen Gewinnspannen geplagt wird. Mark Kelly, CEO von MKP Advisors, betont, dass UniCredits Vorgehen wohl durchdachter sei, als es zunächst den Anschein habe, und eine langfristige Strategie zugrunde liege. Trotz der Kommentare von Marktkoryphäen äußerte sich UniCredit nicht zu den Plänen. JPMorgan und Goldman Sachs lehnten ebenfalls eine Stellungnahme ab. Die Nachricht von UniCredits Aggressivität verbreitete sich schnell und führte zu erheblichen Bewegungen an den Finanzmärkten. Commerzbank kündigte eine Dringlichkeitssitzung des Vorstands an, um Verteidigungsstrategien zu diskutieren. Der deutsche Staat, alarmiert durch den schnellen Vorstoß UniCredits, wird voraussichtlich weitere Verkäufe pausieren, um die Lage zu bewerten. Commerzbank-Aktien verzeichneten einen Anstieg von 16,6 Prozent und schlossen bei 14,69 Euro in Frankfurt, während UniCredit-Aktien um 0,2 Prozent in Mailand stiegen.