24. September, 2024

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Unicredit plant strategische Expansion: Einstieg bei der Commerzbank und Folgen

Unicredit plant strategische Expansion: Einstieg bei der Commerzbank und Folgen

Der überraschende Einstieg der italienischen Großbank Unicredit bei der Commerzbank sorgt für erhebliche Bewegung in der europäischen Bankenlandschaft. Mit dem Erwerb von rund neun Prozent der Commerzbank-Aktien heizt die Unicredit Spekulationen über eine mögliche Übernahme des Frankfurter Instituts weiter an.

Die Italiener sicherten sich dabei sowohl Anteile vom Bund als auch zusätzliche Aktien über den Markt. Unicredit plant, bei den Aufsichtsbehörden die Genehmigung für eine Aufstockung ihres Anteils auf über 9,9 Prozent zu beantragen, um flexibel agieren zu können. Diese Ankündigung ließ den Kurs der Commerzbank-Aktie unmittelbar nach Handelsstart um mehr als 15 Prozent steigen.

Parallel zu diesen Entwicklungen hat die Commerzbank den Auswahlprozess für einen Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof eingeleitet, der seinen bis Ende 2025 laufenden Vertrag nicht verlängern wird, wie das Unternehmen überraschend bekannt gab. Knof hatte seit 2021 eine strikte Sparpolitik eingeführt, die zur Sanierung und Zukunftsausrichtung der Bank maßgeblich beitrug.

Der Bund, der seinen Teilausstieg aus der Commerzbank vor einer Woche angekündigt hatte, veräußerte knapp 4,5 Prozent seines Anteils in einem Paket an die Unicredit. Der erzielte Zuteilungspreis von 13,20 Euro je Aktie lag bemerkenswerte fünf Prozent über dem letzten Xetra-Schlusskurs. Damit verbleibt der Staat mit zwölf Prozent der Anteile weiterhin größter Einzelaktionär, hat seinen Anteil jedoch signifikant reduziert.

Mit ihrem jetzigen neunprozentigen Anteil avanciert die Unicredit zum zweitgrößten Aktionär der Commerzbank. Die italienische Bank ist seit der Übernahme der Hypovereinsbank 2005 fest im deutschen Markt verankert, auch wenn sie seither Personal und Filialnetz stark reduziert hat. Sowohl Unicredit als auch Commerzbank waren während der Finanz- und Wirtschaftskrise erheblich unter Druck geraten, konnten sich aber zuletzt wieder stabilisieren.

Während die Unicredit mit ihrem Börsenwert von fast 60 Milliarden Euro eine potenzielle Übernahme der Commerzbank, deren Marktwert aktuell bei rund 15 Milliarden Euro liegt, problemlos stemmen könnte, bleibt unklar, ob und wann diese Schritte konkret angegangen werden. Die Übernahmegerüchte sind jedenfalls nicht neu und flammen regelmäßig auf.

Innerhalb der Commerzbank verbreitet der vorgesehene Führungswechsel Unruhe. Finanzchefin und Vize-Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp gilt als aussichtsreiche Kandidatin für die Nachfolge Manfred Knofs. Seit längerer Zeit werden ihr Ambitionen auf den Spitzenposten nachgesagt, und sie dürfte eine zentrale Rolle bei künftigen strategischen Entscheidungen der Bank spielen.