Die Zahlen sind beeindruckend: Mit 9,3 Milliarden Euro Gewinn hat UniCredit das vergangene Jahr mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Das ist ein Anstieg um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Dennoch reagierte der Markt skeptisch – die Aktie fiel am Dienstag um 2,76 Prozent auf 45,92 Euro. Dabei ist sie seit Jahresbeginn immer noch um 18 Prozent gestiegen.
Überraschend starke Einnahmen aus Provisionen
Während der Zinsüberschuss nur um 2,5 Prozent anstieg, legte der Provisionsüberschuss dreimal so stark zu. Das zeigt, dass UniCredit zunehmend auf Dienstleistungen setzt, um Erträge zu steigern – eine Strategie, die sich angesichts eines möglichen Rückgangs der Zinsen als klug erweisen könnte.
Allerdings haben auch Kosten den Gewinn belastet: Rückstellungen für drohende Kreditausfälle stiegen um 14 Prozent auf 641 Millionen Euro, und eine Klage eines russischen Gaskonzerns stellte ebenfalls eine finanzielle Herausforderung dar.
Milliardenschwere Ausschüttungen an Aktionäre
CEO Andrea Orcel hat ehrgeizige Pläne: 9 Milliarden Euro des Gewinns sollen in Dividenden und Aktienrückkäufe fließen – ein starkes Signal an die Aktionäre. Bereits für 2023 hatte UniCredit 8,6 Milliarden Euro ausgezahlt, und auch für 2025 deutet sich eine ähnlich hohe Ausschüttung an.
Was bedeutet das für die geplante Commerzbank-Übernahme?
UniCredit hat sich bereits einen 28-Prozent-Anteil an der Commerzbank gesichert. Doch ob es zu einer vollständigen Übernahme kommt, bleibt offen.
Orcel kündigte an, dass die Entscheidung erst in drei bis fünf Quartalen getroffen werde – und das auch erst nach Gesprächen mit einer neuen Bundesregierung.
Parallel dazu hat UniCredit überraschend ein Angebot für die italienische Banco BPM abgegeben. Orcel betonte, dass es keine Überschneidungen zwischen den beiden potenziellen Übernahmen gebe. Beide Deals würden unabhängig voneinander geführt und von verschiedenen Regulierungsbehörden überwacht.
Aktie unter Druck – warum?
Trotz der beeindruckenden Zahlen zeigen sich Anleger zurückhaltend. Ein Grund: Der mögliche Rückgang der Zinsen könnte die Profitabilität belasten. Zudem sitzt UniCredit auf 6,5 Milliarden Euro überschüssigem Bargeld, das entweder für Übernahmen oder weitere Ausschüttungen genutzt werden könnte.
Ein weiteres Fragezeichen: UniCredit hat still und leise einen über 5-Prozent-Anteil an der Versicherung Generali aufgebaut – ein überraschender Schachzug, der noch viele Fragen aufwirft.