24. September, 2024

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Unicredit Großinvestition: Übernahmegerüchte rund um Commerzbank

Unicredit Großinvestition: Übernahmegerüchte rund um Commerzbank

Der Einstieg der italienischen Großbank Unicredit bei der Commerzbank sorgt für Übernahmespekulationen. Die Italiener erwarben im Zuge des kürzlich angekündigten Aktienverkaufs durch den Bund eine beträchtliche Menge an Anteilen und kauften zudem weiter am Markt zu. Insgesamt hält Unicredit nun etwa neun Prozent an der Commerzbank. Obwohl die Bank nicht verriet, ob sie weitere Anteile aufstocken will, plant sie, sich die Genehmigung der Aufsichtsbehörden für einen Ausbau des Anteils auf mehr als 9,9 Prozent zu holen. Parallel dazu kündigte Commerzbank-Chef Manfred Knof an, seinen Vertrag nicht zu verlängern und die Bank Ende 2025 zu verlassen. Diese Nachricht beeinträchtigte den Aufschwung der Commerzbank-Aktie nicht, die am Mittwoch um fast 18 Prozent auf 14,815 Euro anstieg. Fast die Hälfte des 9-prozentigen Anteils erwarb Unicredit direkt vom deutschen Staat. Der Bund verkaufte knapp 4,5 Prozent seiner Aktien im Paket an die Italiener und erhielt dafür einen Preis, der fünf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs des Vortages lag. Der erfolgreiche Verkauf aller vom Bund angebotenen Aktien brachte dem Staat über 700 Millionen Euro ein und reduzierte den Staatsanteil an der Commerzbank auf 12 Prozent. Die Unicredit ist nach diesem Einstieg der zweitgrößte Anteilseigner der Commerzbank und verstärkt damit ihre Präsenz auf dem deutschen Bankenmarkt, wo sie bereits die Hypovereinsbank besitzt. Trotz der deutlichen Reduzierung der Mitarbeiter und Filialen seit der Übernahme 2005 ist Unicredit weiterhin stark im deutschen Privatkundenmarkt vertreten. Die Commerzbank äußerte sich nicht zu den möglichen Folgen der Unicredit-Investition, jedoch berichtete die Financial Times, das Haus sei offen für Fusionsgespräche. Währenddessen warnte die Gewerkschaft Verdi vor einer Übernahme durch Unicredit, mit der Begründung, dass man ein ähnliches Schicksal wie die Hypo-Vereinsbank vermeiden wolle. Beide Banken haben nach den Verlusten in der Finanzkrise und der EU-Schuldenkrise eine Erholung erlebt. Insbesondere Unicredit konnte eine bemerkenswerte Kurssteigerung seit ihrem Tiefpunkt im Frühjahr 2020 verzeichnen. Die Marktkapitalisierung der Bank beträgt inzwischen 57 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu steht die Commerzbank market-mäßig mit etwa 17 Milliarden Euro bedeutend kleiner da. Die Ankündigung des Unicredit-Einstiegs wurde von den Anlegern der Commerzbank positiv aufgenommen, während die Aktie der Unicredit leicht im Minus lag. Die Gewinnankündigung im vergangenen Jahr, unterstützt durch steigende Zinsen, brachte der Commerzbank einen Rekordgewinn von rund 2,2 Milliarden Euro ein. Die Bank plant, diesen Erfolg 2024 noch zu steigern. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Weidmann lobte Knof für seine klare Führung und die erfolgreiche Sanierung der Bank. Als aussichtsreichste Nachfolgerin für den Chefposten gilt derzeit Finanzchefin Bettina Orlopp, die sich bekanntermaßen um die Position bemüht.