Die Unicredit treibt ihre Expansion auf dem deutschen Bankenmarkt voran: Mit 28 Prozent an der Commerzbank erreicht die italienische Großbank eine neue Beteiligungshöhe.
Der nächste Schritt könnte ein offizielles Übernahmeangebot sein, denn die kritische Grenze von 30 Prozent ist in Reichweite. An der Börse sorgt die Nachricht für Freude, die Aktie der Commerzbank legte um knapp vier Prozent zu und führt den Dax an.
Doch während die Anleger feiern, bleiben Politik und Gewerkschaften skeptisch. Bundeskanzler Olaf Scholz kritisierte den italienischen Vorstoß bereits im September als „unfreundliche Attacke“. Auch die Arbeitnehmervertretung der Commerzbank warnt vor drastischen Einschnitten, sollten die Italiener die Kontrolle übernehmen.
Ein Einstieg mit System
Bereits Anfang September hatte die Unicredit den Teilausstieg des Bundes genutzt, um sich Anteile zu sichern. Zunächst erwarb die Mailänder Bank direkt 9,5 Prozent der Commerzbank-Aktien und sicherte sich über Finanzinstrumente weitere Optionen auf bis zu 21 Prozent. Die jetzige Aufstockung auf 28 Prozent bringt die Bank in eine komfortable Position, um strategische Entscheidungen zu treffen.
Die entscheidende Schwelle von 30 Prozent, die ein öffentliches Übernahmeangebot erforderlich machen würde, scheint nun nur noch eine Frage der Zeit. Tatsächlich hat die Unicredit bereits bei der Europäischen Zentralbank (EZB) die Genehmigung beantragt, ihre Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen.
Synergien oder Einschnitte?
Unicredit-Chef Andrea Orcel betont die strategischen Vorteile eines Zusammenschlusses. „Es gibt bedeutende Synergien zwischen der Commerzbank und der Unicredit, besonders in den Bereichen Mittelstandsfinanzierung und digitaler Infrastruktur“, so Orcel in einer früheren Stellungnahme.
Doch die deutsche Gewerkschaft Verdi sieht die Entwicklung kritisch. Sie verweist auf die Übernahme der Hypovereinsbank (HVB) durch die Unicredit im Jahr 2005, die mit umfangreichen Stellenstreichungen und einem Schrumpfkurs einherging. „Wir befürchten, dass ein ähnliches Szenario auch die 42.000 Beschäftigten der Commerzbank treffen könnte“, erklärte ein Verdi-Sprecher.
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Die Bundesregierung, die weiterhin rund 15 Prozent der Commerzbank hält, hat sich klar gegen eine Übernahme positioniert. Das Bundesfinanzministerium betonte zuletzt, dass die Commerzbank ein strategisch wichtiges Institut für die deutsche Wirtschaft sei.
Politik und Börse auf Kollisionskurs
Während aus politischen Kreisen Ablehnung kommt, sehen die Märkte das Engagement der Unicredit deutlich positiver. Analysten loben die möglichen Effizienzgewinne und die Marktstellung, die ein Zusammenschluss schaffen könnte. „Eine engere Integration des europäischen Bankenmarkts ist längst überfällig, und die Unicredit ist dafür bestens aufgestellt“, kommentierte ein Börsenanalyst einer deutschen Großbank.
Die Aktie der Commerzbank legte am Mittwoch um 3,9 Prozent zu und notierte bei Handelsschluss bei 9,64 Euro. Die Unicredit-Aktie blieb dagegen nahezu unverändert bei 22,34 Euro.
Der nächste Schritt: Ein Übernahmeangebot?
Ob die Unicredit tatsächlich ein Übernahmeangebot vorlegt, bleibt abzuwarten. Die Schwelle von 30 Prozent ist jedoch nur noch ein kleiner Schritt. Sollte die EZB grünes Licht geben, könnten die Mailänder Banker ihre Position weiter ausbauen.