Die italienische Großbank UniCredit hat durch ihre aktuelle Beteiligung an der Commerzbank die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt. Dabei kauften die Italiener nicht nur die vom Bund angebotenen Aktien, sondern erhöhten ihren Anteil durch Zukäufe auf dem Markt. Nun halten sie insgesamt etwa neun Prozent der Anteile am Frankfurter Kreditinstitut, was sofortige Übernahmespekulationen nach sich zog. Diese Entwicklung stieß bei Börsianern auf positive Resonanz, was die Commerzbank-Aktie zweistellig in die Höhe katapultierte. Obwohl UniCredit offen ließ, ob sie künftig ihre Anteile weiter aufstocken will, signalisiert sie gegenüber der Aufsichtsbehörde die Bereitschaft, den Anteil auf bis zu 9,9 Prozent zu erhöhen. Analysten wie Philipp Häßler von der DZ-Bank bezeichneten diesen Schachzug als strategisch geschickt, da er entweder eine spätere Übernahme durch UniCredit selbst erleichtert oder ihr zumindest eine gewichtige Stimme bei einer möglichen Übernahme durch einen Dritten sichert. Die Gewerkschaft Verdi zeigte sich hingegen kämpferisch und verlangte Unterstützung von der Bundesregierung, um eine „schädliche Übernahme“ zu verhindern. Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann zog Parallelen zur Übernahme der Hypovereinsbank, bei der zahlreiche Arbeitsplätze gestrichen und Kompetenzen nach Mailand verlagert wurden. Die Regierungskoalition begegnete der Situation gelassen. Während Michael Schrodi von der SPD betonte, der Bund bleibe mit zwölf Prozent größter Einzelaktionär, begrüßte Markus Herbrand von der FDP den Einstieg der Italiener und sah in diesem einen Beleg für die Attraktivität der Commerzbank als Investment. Trotz der Übernahmespekulationen gab sich die Commerzbank selbst zurückhaltend. Sie betonte, weiterhin im besten Interesse aller Stakeholder zu handeln. Die Unicredit und die Commerzbank, beide stark getroffen von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09, haben sich in den letzten Jahren deutlich erholt, wobei UniCredit sogar eine kräftigere Erholung verzeichnete als die Frankfurter Bank. Auch in der Chefetage der Commerzbank zeichnen sich Veränderungen ab. Konzernchef Manfred Knof wird seinen im Jahr 2025 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, was die Suche nach einem Nachfolger in Gang setzt. Finanzchefin und Vize-Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp gilt als aussichtsreichste Kandidatin für den Spitzenposten.