Die italienische Großbank UniCredit hat ihren Anteil an der Commerzbank auf 28% erhöht und verstärkt damit den Druck auf den deutschen Finanzriesen. Gleichzeitig verfolgt UniCredit ehrgeizig ein Angebot für den kleineren italienischen Rivalen Banco BPM. Die unerwartete Beteiligungsaufstockung hatte bereits im September die Gemüter in Berlin erhitzt, als UniCredit zum größten privaten Investor der Commerzbank avancierte. In einem ambitionierten Schritt sucht UniCredit nun die Genehmigung der Europäischen Zentralbank (EZB), den Anteil bis auf 29.9% zu erhöhen, gerade noch unterhalb der Schwelle, die ein obligatorisches Übernahmeangebot auslösen würde.
Obwohl eine Fusion mit der Commerzbank für UniCredit das wünschenswerteste Ergebnis wäre, betont das italienische Bankhaus, dass es auch weiterhin nur als Anleger agieren könnte. Dies könnte entweder durch eine Verbesserung der Commerzbank-Leistung erfolgen oder durch einen gewinnbringenden Verkauf des Anteils. UniCredit ist überzeugt, dass bedeutendes Potenzial innerhalb der Commerzbank existiert, das gehoben werden muss.
Parallel dazu konzentriert sich die Commerzbank auf ihre eigene Strategie, die sie am 13. Februar den Investoren präsentieren möchte. Die Aktien der Commerzbank erlebten einen Kursanstieg von 3.3%, was auf das wachsende Interesse und den Druck seitens UniCredit zurückzuführen sein könnte.
Der Genehmigungsprozess der EZB, der bis zu 90 Arbeitstage beanspruchen kann, ist weiterhin im Gange. Trotz der komplexen Bewertung hat die EZB bisher keine Stellungnahme abgegeben. Bemerkenswert ist, dass UniCredit inzwischen 9.5% der Commerzbank direkt und 18.5% über Derivate hält, nachdem es den Anteil zuvor auch mittels Derivaten nahe an 21% gesteigert hatte. Der durchschnittliche Einstiegspreis UniCredits liegt unter den aktuellen Handelswerten, was auf mögliche Verkaufsgewinne hoffen lässt.
Während UniCredit unter Druck steht, das Angebot für Banco BPM zu verbessern, fokussiert sich Geschäftsführer Andrea Orcel auf die Konsolidierung des Heimatmarkts. Eine Expansion in Deutschland wurde vorerst pausiert, da eine Regel vorschreibt, dass UniCredit innerhalb von sechs Monaten nach Erwerb von mindestens 5% der Commerzbank den gesamten Preis vollständig in bar begleichen müsste, falls es ein Übernahmeangebot einreicht.