23. September, 2024

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Unicredit erhöht Anteil an der Commerzbank: Kursturbulenzen und politische Spannungen

Unicredit erhöht Anteil an der Commerzbank: Kursturbulenzen und politische Spannungen

Das kürzliche Aktienmanöver von Unicredit hat die Commerzbank-Aktien am Montag in gravierende Schwankungen versetzt. Unmittelbar nach der Bekanntgabe durch die italienische Großbank, ihren Anteil an der Commerzbank über Finanzinstrumente auf knapp 21 Prozent erhöht zu haben, bestätigte der Bund seine Unterstützung für die Unabhängigkeit der Frankfurter Bank. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach dabei sogar von einer „unfreundlichen Attacke“.

Diese Aussage dämpfte die zuvor wieder aufgekommene Übernahmefantasie deutlich, die bereits am Freitag durch den Widerstand des Bundes abgekühlt war. Die Commerzbank-Aktien verloren zum Handelsende 5,7 Prozent und schlossen bei 14,785 Euro, womit sie das Schlusslicht im DAX bildeten. Noch am vergangenen Mittwoch hatten die Papiere mit 16,03 Euro ein Hoch seit 2012 erreicht, und trotz des Rückgangs liegen sie immer noch 17 Prozent über ihrem Stand vom 10. September, dem Tag, bevor der Unicredit-Einstieg öffentlich wurde.

Unicredit hatte kürzlich den Teil-Ausstieg des Bundes aus der Commerzbank genutzt, um überraschend groß einzusteigen. Die Bank beantragte zudem die behördliche Genehmigung, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent auszubauen, was ein offizielles Übernahmeangebot wahrscheinlicher macht. Diese Entwicklung sorgte jedoch im Bankensektor insgesamt für geringere Bewegung. Der gut laufende Branchenindex verzeichnete mit einem Rückgang von 1,8 Prozent den stärksten Verlust unter den europäischen Branchenindizes. Die Unicredit-Aktien setzten ihren Kursverlust mit über 3 Prozent fort.

Am Freitagabend hatte RBC-Analystin Anke Reingen erklärt, dass eine kurzzeitige Verschmelzung der beiden Häuser weniger wahrscheinlich sei, obwohl eine Übernahme langfristig nicht vom Tisch sei. JPMorgan-Analystin Delphine Lee sieht hingegen weiterhin eine feste Übernahmeabsicht seitens Unicredit, auch wenn sie auf verschiedene Herausforderungen hinwies. Das Unicredit-Management habe bislang bei Übernahmen Disziplin gezeigt und die Wertsteigerung für Aktionäre priorisiert, so Lee.

UBS-Analyst Jason Napier bemerkte grundsätzlich, dass Bankenübernahmen in Europa derzeit das Top-Thema seien. Er sehe allerdings keine signifikant gestiegene Wahrscheinlichkeit für grenzüberschreitende Transaktionen. Der Fokus verschiebe sich weg von Aktienrückkäufen hin zu kleineren Zukäufen.