25. September, 2024

Wirtschaft

UniCredit bei Commerzbank: Ein Übernahmekampf mit politischem Zündstoff

UniCredit bei Commerzbank: Ein Übernahmekampf mit politischem Zündstoff

Als UniCredit in diesem Monat 9 Prozent der Commerzbank erwarb, versuchte der italienische Bankchef Andrea Orcel, Berlin zu versichern, dass grenzüberschreitende Bankgeschäfte nicht gegen den Willen der Regierungen erfolgen würden. Dabei betonte er, dass jede Bank außerhalb ihres Heimatmarktes die 'Unterstützung lokaler Institutionen' benötige und dass UniCredit stets einen Dialog mit Aufsichtsbehörden, Institutionen und Stakeholdern in Deutschland gepflegt habe.

Dieser Dialog scheint jedoch ins Stocken geraten zu sein.

Am Montag kündigte UniCredit an, die Bundesregierung als größten Anteilseigner der Commerzbank abzulösen, nachdem sie sich - vorbehaltlich regulatorischer Genehmigung - zusätzliche 11,5 Prozent der deutschen Bank gesichert hatten.

Währenddessen erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz in New York: „Feindliche Übernahmen sind keine guten Nachrichten für Banken, und deshalb hat sich die deutsche Regierung klar positioniert.“ Die Frage, was Regierung, Aufsichtsbehörden und konkurrierende Banken tun können, um Orcels Ambitionen zu durchkreuzen, bleibt offen.

Deutsche Politiker jeglicher Couleur verurteilen, was sie als Orcels aggressive Vorgehensweise empfinden. Doch die Regierung verfügt über wenige Mittel, um ein Übernahmeangebot zu blockieren.

Bereits am Freitag hatte Berlin angekündigt, seine verbleibenden 12 Prozent Anteile nicht zum Verkauf anzubieten. Stattdessen fand Orcel eine andere Möglichkeit, um UniCredits Anteil zu erhöhen, mittels Derivate-Instrumenten.

Die Befugnisse der deutschen Regierung zur Ablehnung von Übernahmen wurden nach der akquisitorischen Übernahme des Roboterherstellers Kuka durch die chinesische Gruppe Midea im Jahr 2016 gestärkt. Doch außerhalb der Verteidigungsindustrie gelten die Regeln nur für Käufer aus Nicht-EU-Ländern.

UniCredit benötigt die Genehmigung der Europäischen Zentralbank (EZB), um ihren Anteil an der Commerzbank auf über 10 Prozent zu erhöhen, nicht jedoch von Berlin.

Laut Hans-Peter Burghof, einem Bankexperten der Universität Hohenheim, haben die deutschen Behörden 'keine Handhabe'. Da UniCredit eine europäische Bank sei, gelten europäische Regeln hinsichtlich Wettbewerb, Bankenaufsicht und Kapitalmärkte, auf die deutsche Behörden keinen Einfluss haben.

Ein mögliches Szenario könnte sein, dass ein anderer Bieter, der der Regierung lieber wäre, die Unterstützung der Regierung erhält. Der offensichtlichste Kandidat wäre die Deutsche Bank, die bereits mehrfach eine Fusion mit der Commerzbank in Erwägung gezogen hat. Ein solches Geschäft würde dazu führen, dass die Commerzbank in deutscher Hand bliebe. Gleichzeitig würde es jedoch zu einem nennenswerten Abbau von Arbeitsplätzen und Filialen führen, was bei deutschen Wählern und Gewerkschaften auf Widerstand stoßen könnte.

Andere europäische Banken wie BNP Paribas, Santander und ING könnten ebenfalls ermutigt werden, ein Angebot abzugeben. Jedoch besitzen diese Banken nicht die in Deutschland ansässigen Operationen von der Größe der HypoVereinsbank, was ihnen die Synergievorteile eines Zusammenschlusses nehmen würde.

Orcels erster Schachzug bei der Commerzbank kam nur Stunden nachdem die deutsche Bank angekündigt hatte, dass ihr Chef bis Ende nächsten Jahres ausscheiden wird. Bisher hat die Commerzbank keinen Nachfolger verkündet, der eine eigenständige Strategie vertreten könnte.

Der alternative Plan könnte darin bestehen, eine großzügige Übernahmeprämie von Orcel herauszuholen sowie Garantien, dass Entscheidungsprozesse und eine Börsennotierung in Frankfurt bleiben.