Der deutsche Chemiegigant Bayer steht erneut im Zentrum eines brisanten Rechtsstreits in den USA, der sich um die gesundheitlichen Auswirkungen der lange verbotenen Chemikalie PCB dreht. Der Washington Supreme Court hat der Überprüfung des Falls Erickson zugestimmt, was für Bayer eine bisher positive Entscheidung eines Berufungsgerichts gefährdet. Diese Wende sorgt an den Finanzmärkten für Aufsehen: Die Bayer-Aktien erlitten zur Wochenmitte einen Rückgang von über sieben Prozent und rutschten damit ans Ende des Dax.
Analysten hatten erwartet, dass eine Ablehnung des Antrags dem Unternehmen weitreichende Entlastung in Bezug auf die PCB-Klagen hätte bringen können. Ein Experte schätzte die Chancen im Falle eines Prozesses auf gerade einmal 50 Prozent, was Bayer nun in eine schwierige Verhandlungsposition bringt. Der Fall Erickson thematisiert PCB-Expositionen im Sky Valley Education Center in Washington, die Lehrern Hirnschädigungen verursacht haben sollen. Ursprünglich waren ihnen 185 Millionen US-Dollar als Schadensersatz zugesprochen worden, bevor das Berufungsgericht in der Bewertung der Vorinstanz Mängel feststellte.
Bayer äußerte sich hoffnungsvoll, dass das oberste Gericht keine abweichende Entscheidung vom Berufungsgericht treffen wird. Der Konzern setzt darüber hinaus auf eine grundlegende Klärung bezüglich des umstrittenen Strafschadensersatzes, der oft deutlich höher als der reguläre Schadensersatz ausfällt. Bayer argumentiert, das Berufungsgericht sei in dieser Frage nicht weit genug gegangen, und fordert, dass das Recht des Staates Washington anzuwenden ist, was die Zulässigkeit des Strafschadensersatzes beeinflussen würde.
Diese Verfahren stehen in einer Reihe mit anderen kostspieligen Rechtskämpfen, wie der Auseinandersetzung um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Beide Fälle sind das Vermächtnis der Monsanto-Übernahme durch Bayer im Jahr 2018. Monsanto wird vorgeworfen, die Gefahren der von ihnen hergestellten Schadstoffe lange verschwiegen zu haben.