Die Lage der Antarktis und des Südpolarmeeres ist dramatischer denn je. Ein aktueller Bericht weist auf beispiellose Temperaturanomalien hin und mahnt einen drastischen Rückgang des Meereises an. Besonders die vermeintlich widerstandsfähigere Ostantarktis leidet unter den Folgen des Klimawandels, die durch Überfischung, Mikroplastik und zunehmenden Tourismus noch verschärft werden.
Mit dem Ziel, unmittelbar einzugreifen, fordert die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) sofortige Maßnahmen von der Antarktis-Kommission CCAMLR. Diese steht gerade in Hobart in ihrem 43. Treffen vor der Herausforderung, entscheidende Weichen für den Schutz des antarktischen Meereslebens zu stellen und die längst überfälligen großen Meeresschutzgebiete endlich umzusetzen.
Der Ausgang der Verhandlungen ist besonders für die Tierwelt der Region entscheidend, darunter Pinguine, Robben und Wale. Allerdings erschwert der fehlende Konsens, vor allem der Widerstand Chinas und Russlands, den Fortschritt in der Kommission. Trotz der seit 2009 bestehenden Vereinbarung zur Einrichtung eines MPA-Systems sind bislang nur zwei Schutzgebiete realisiert worden.
Claire Christian von der ASOC bedauert in diesem Zusammenhang die unzureichenden Errungenschaften der CCAMLR. Obwohl das Ziel klar ist, bleiben die Erfolge beim Schutz der Weltmeere weit hinter den Erwartungen zurück. Angesichts der bedrohlichen Veränderungen im Südpolarmeer drängt die Dringlichkeit, die gesetzten Ziele zu erreichen, umso mehr.
Die Einrichtung der vorgeschlagenen Meeresschutzgebiete könnte als größte Schutzmaßnahme der Ozeane in die Geschichte eingehen, vorausgesetzt, die internationale Gemeinschaft zeigt sich handlungsbereit. Ein gemeinsames Ziel, das Mut verlangt – und einer starken Gemeinschaftsleistung bedarf.