09. Januar, 2025

Politik

Ungewisse Lage in Jabalia: Ein Krisenherd im Kriegsgeschehen

Ungewisse Lage in Jabalia: Ein Krisenherd im Kriegsgeschehen

Jabalia, die Hauptsiedlung im nördlichen Gaza und Heimat für fast 200.000 Einwohner, präsentiert sich aktuell als trostlose Landschaft aus zerstörten Gebäuden und aufgewühltem Schlamm. Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 haben die Streitkräfte Israels ihre dritte Offensive in dieser Region gestartet, ohne ein festes Abzugsdatum zu kennen.

Major Omer, Kommandeur einer Infanteriekompanie, betont, dass die Mission noch nicht abgeschlossen ist. „Es gibt hier immer noch Hamas-Scharfschützen, die Hinterhalte durchführen. Es ist jetzt der grundlegendste und bitterste Guerillakrieg“, erklärt er. Trotz der Entschlossenheit der jungen Soldaten und Offiziere hat der ehemalige Verteidigungsminister Yoav Gallant, der im November entlassen wurde, privat eingeräumt, dass es kein militärisches Ziel mehr in Gaza gibt. Zivile Begegnungen sind selten, und meist werden diese Menschen in das überfüllte Elend von etwa 1,5 Millionen vertriebenen Gazanern im Süden gedrängt. Die Operation in Jabalia, die sich im vierten Monat befindet, könnte sich endlos hinziehen oder bei erfolgreichem Abschluss der in Kairo und Doha verhandelten Waffenstillstandsvereinbarung abrupt enden.

Inzwischen sind nur wenige tausend Zivilisten im nördlichen Gaza verblieben. Während einige rechtsextreme israelische Politiker und Generäle verhindern wollen, dass die Bewohner zurückkehren, besteht für andere die militärische Präsenz Israels nur temporär, je nach Verhandlungsergebnissen mit der Hamas, der Drahtzieher der Angriffe vom 7. Oktober. Der Weg zu einem Waffenstillstand hängt primär von politischen Überlegungen ab, nicht von den Verhältnissen vor Ort.

Der momentan ausgehandelte Vorschlag sieht einen stufenweisen Rückzug Israels aus Gaza vor, im Austausch gegen die Freilassung von 98 israelischen Geiseln. Doch öffentlich verkündet Premierminister Binyamin Netanyahu, Israel werde bis zum „totalen Sieg" über die Hamas kämpfen. Die Führung der Hamas zeigt sich weiterhin unflexibel und verweigert die Freilassung von Geiseln vor einer israelischen Rückzugszusage.

Die USA, vertreten durch Außenminister Antony Blinken, sprechen von nahenden Fortschritten in den Verhandlungen. Doch Insider erwarten kaum eine umfassende Einigung, bevor Donald Trump in ein Regierungsamt zurückkehrt. Ein zeitlich begrenzter Waffenstillstand scheint zwar möglich, doch bleibt auch dieser kleine Hoffnungsschimmer für Gaza ungewiss.