04. Januar, 2025

Reichtum

Ungebremster Höhenflug? Was Anleger 2025 erwartet

Die Börsen haben in den letzten zwei Jahren eine Rallye hingelegt. Ist das Potenzial ausgeschöpft – oder geht es 2025 weiter nach oben? Chancen, Risiken und die Strategien der Experten.

Ungebremster Höhenflug? Was Anleger 2025 erwartet
Während der Dax 2025 ein moderates Wachstum von fünf Prozent erwartet, könnte die deutsche Wirtschaft erneut schrumpfen. Experten warnen vor einem dritten Minus-Jahr in Folge.

Die Party geht weiter – aber wie lange noch?

Der Deutsche Aktienindex (Dax) hat in den letzten beiden Jahren jeweils rund 20 Prozent zugelegt. Auch der amerikanische S&P500 stieg in die Höhe und übertraf den Dax sogar in der Performance. Kein Wunder, dass viele Anleger den Aufwärtstrend feiern – aber wie lange kann die Party noch weitergehen?

„Solange die Musik spielt, muss man tanzen“, sagte der frühere Citibank-Chef Chuck Prince.

Doch 2025 könnten die Töne deutlich leiser werden. Die führenden Börsenstrategen blicken mit gemischten Gefühlen auf das kommende Jahr. Hoffnung und Vorsicht halten sich die Waage, denn die makroökonomischen Aussichten sind alles andere als klar.

„Mit Rückenwind, aber auf dünnem Eis“

Die Expertenprognosen zeigen: Für den Dax erwarten die meisten ein moderates Wachstum von rund fünf Prozent. Das entspricht einem Kursziel von 20.877 Punkten bis Jahresende 2025. Der US-Leitindex S&P500 könnte um acht Prozent auf 6531 Punkte zulegen. Doch die Unsicherheit ist groß.

„2025 wird ein Jahr voller Herausforderungen“, sagt Berndt Fernow, Stratege bei der LBBW. „Die Marktteilnehmer müssen mit einer Vielzahl von Unwägbarkeiten rechnen, von geopolitischen Spannungen bis hin zu geldpolitischen Überraschungen.“

Ein Faktor, der Optimismus weckt: Die Weltwirtschaft könnte sich stabilisieren. Vor allem in den USA zeigt sich weiterhin ein robustes Wachstum, während Deutschland mit mageren 0,3 Prozent auf der Stelle tritt. Einige Experten befürchten sogar ein weiteres Schrumpfjahr für die deutsche Wirtschaft – das dritte in Folge.

Rezession in Deutschland? Dax trotzt den Prognosen

Die düsteren Aussichten für die deutsche Wirtschaft schrecken die Märkte offenbar nicht ab. Auch wer mit einem weiteren Minusjahr beim Bruttoinlandsprodukt rechnet, sieht den Dax eher stabil. Warum?


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„Das internationale Geschäft der Dax-Konzerne ist entscheidend“, erklärt Sören Hettler, Kapitalmarktexperte der DZ Bank. Viele deutsche Unternehmen profitieren von ihrem starken Engagement in den USA und anderen dynamischen Märkten. Der schwächelnde Binnenmarkt scheint für die Aktienkurse weniger relevant.

Selbst bei einer stärkeren Rezession könnte der Dax durch externe Faktoren gestützt werden – etwa durch die nachlassende Inflation und mögliche Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB).

Europa und die USA driften auseinander

Ein Blick auf die Zinsmärkte verdeutlicht die Unterschiede: Während die US-Notenbank Fed für 2025 nur zwei Zinssenkungen erwartet, könnte die EZB bis zu fünf Schritte wagen.

Die USA zeigen Stärke mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von über zwei Prozent, während Europa mit Zinssenkungen und schwacher Dynamik versucht, den Anschluss zu halten.

Der Einlagensatz der EZB könnte damit bis Ende 2025 auf 1,75 Prozent fallen. Das stärkt die Hoffnung auf Investitionen in Europa, könnte aber den Euro weiter schwächen.

„Eine Zinsdifferenz wie diese ist selten und könnte den Dollar attraktiver machen“, so Hettler. Tatsächlich sehen einige Analysten den Euro auf Parität zum Dollar fallen, während andere eine leichte Erholung erwarten.

Neue Unsicherheiten aus den USA

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Märkte ist die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus. Seine angekündigten protektionistischen Maßnahmen könnten den globalen Handel erneut belasten. Besonders deutsche Exportunternehmen dürften unter neuen Zöllen leiden.

Doch nicht alle Experten sind pessimistisch. „Die Unternehmen haben sich schon einmal an solche Bedingungen angepasst,“ sagt ein Analyst. „Es wird Zeit brauchen, aber die langfristigen Aussichten bleiben solide.“

Was tun im Jahr der Unsicherheiten?

In dieser Gemengelage empfiehlt sich für Anleger ein ausgewogener Ansatz. „Diversifikation ist 2025 das A und O“, rät Berndt Fernow. Neben globalen Aktien und defensiven Werten könnten Währungsabsicherungen sinnvoll sein, um Schwankungen beim Euro auszugleichen.

Auch Qualitätswerte, etwa aus den Bereichen Technologie und erneuerbare Energien, könnten sich bewähren. „Wer mutig ist, kann die Rallye weiter reiten – aber ein Exit-Plan ist essenziell,“ so der Experte.