Premierminister Viktor Orbán hat es geschafft, Ungarn zu einem attraktiven Ziel für chinesische Kapitalanlagen in Europa zu machen. In den letzten zwei Jahren zog das Land mehr als ein Viertel aller chinesischen Investitionen an, die auf den Kontinent strömten. Besonders die steigende Zahl von E-Mobilitätsfabriken stellt einen dringend benötigten Aufschwung für die angeschlagene ungarische Wirtschaft dar, die durch EU-Mittelkürzungen unter Druck geraten ist. Orbán steht nun vor der Herausforderung, die diplomatische Gratwanderung zwischen einer Allianz mit Xi Jinping und der möglichen neuen, China-kritischen Administration von Donald Trump zu meistern, während er gleichzeitig mit einem drohenden Rückgang der EU-Finanzhilfen umgehen muss. Trotz der Spannungen mit Brüssel aufgrund von Rechtsstaatlichkeitsfragen hat er seine Beziehungen zu Peking und Moskau gestärkt. Ungarns Wirtschaftsminister Márton Nagy betonte gegenüber der Financial Times die Bedeutung der chinesischen Investitionen für die ungarische Automobilindustrie, die bald rund ein Drittel des BIP ausmachen könnte. Die chinesischen Elektronikkonzerne BYD und CATL spielen eine zentrale Rolle, indem sie in Europa Standorte für ihre Produktionsstätten suchen. BYD hat sich für Szeged im Süden Ungarns entschieden, während CATL eine milliardenschwere Anlage im Osten des Landes errichtet. Die Nähe zu Peking und die vergleichsweise niedrigen Arbeitskosten haben Ungarn zu einem idealen Partner für chinesische Unternehmen gemacht. China hat sein Investitionsengagement in Ungarn ausgeweitet und Budapest zu einem seiner engsten internationalen Partner ernannt. Durch lokale Produktion können chinesische Unternehmen die von der EU erhobenen Zölle umgehen, was Nagy als unkluge Maßnahme kritisierte. Trotz steigender Staatsverschuldung und wirtschaftlicher Herausforderungen sieht die ungarische Regierung in den chinesischen Investitionen einen Hoffnungsschimmer. Analysten hingegen sind skeptisch, ob dies ausreichen wird, um die Kürzungen der EU-Gelder auszugleichen. Auch die Infrastruktur leidet, insbesondere das Schienennetz, das unter der Abhängigkeit von EU-Geldern leidet. Im Vorfeld der Parlamentswahlen 2026 wird die wackelige wirtschaftliche Situation zum politischen Thema. Oppositionelle Stimmen kritisieren die Vernachlässigung des Bahnnetzes, das einst von EU-Investitionen profitierte. Stattdessen wird der einzige laufende Schienenbau von einer chinesischen Initiative finanziert und richtet sich vor allem an den chinesischen Güterverkehr.