Aktuelle Studien des Transamerica Center for Retirement Studies zeigen, dass der typische Amerikaner weit früher in den Ruhestand tritt als ursprünglich geplant - und oft nicht aus freiem Willen. Die Analyse ergab, dass das mediale Renteneintrittsalter in den USA bei 62 Jahren liegt. Erstaunliche sechs von zehn Befragten gaben an, den unbeabsichtigten Rückzug aus dem Arbeitsleben weit vor dem geplanten Ruhestandsalter angetreten zu haben. Für fast die Hälfte war der verfrühte Ausstieg auf gesundheitliche Probleme, wie körperliche Einschränkungen oder Behinderungen, zurückzuführen. Weitere Gründe waren Arbeitsplatzverlust oder organisatorische Veränderungen im Unternehmen.
Diese Ergebnisse machen deutlich, wie fragil die Altersvorsorge in den USA ist. Viele älteren Amerikaner sehen sich vorzeitig in den Ruhestand gedrängt, noch bevor sie finanziell darauf vorbereitet sind. Angesichts der längeren Lebenserwartungen – viele glauben, sie werden 90 Jahre alt – stehen sie vor der Herausforderung, ihre Ersparnisse über mehrere Jahrzehnte in der Rente zu strecken, was oft eine erhebliche finanzielle Belastung darstellt.
„Viele von ihnen befinden sich in einer finanziell prekären Lage“, erklärt Catherine Collinson, CEO und Präsidentin des Transamerica Center for Retirement Studies. „Ein ernsthafter finanzieller Schock oder eine Verschlechterung der Gesundheit mit Bedarf an langfristiger Pflege könnte für sie unerschwinglich werden.“
Diese Einsichten bestätigen auch frühere Untersuchungen des Employee Benefit Research Institute, die das gleiche mediale Renteneintrittsalter von 62 Jahren ermittelten. Hier zeigt sich eine Diskrepanz zwischen den geplanten und tatsächlich eintretenden Ruhestandszeiten, ein Punkt, der von Führungskräften und Fachleuten immer wieder betont wird – verlängerte Berufsjahre können helfen, für das Alter vorzusorgen, doch oft kommt es nicht dazu.
Collinson bezeichnet diese Entwicklungen als „Warnsignal“ für die derzeitige Arbeitnehmerschaft. Sie betont die Notwendigkeit, dass sich Menschen gesundheitlich fit halten, ihre Qualifikationen aktualisieren und frühzeitig über Altersvorsorge und Finanzplanung informieren, sowie gezielt sparen.
Ein vorzeitiger Ruhestand kann auch erklären, warum viele Amerikaner ihre Sozialversicherungsleistungen bereits vor dem „vollständigen Renteneintrittsalter“ beantragen. Fachleute raten jedoch, so lange wie möglich mit der Beantragung zu warten, um die vollen finanziellen Vorteile zu nutzen. Denn während die Leistungen ab 62 Jahren bezogen werden können, bedeutet das im Vergleich zum späteren Ruhestand eine etwa 30-prozentige Reduzierung der monatlichen Auszahlungen.