24. September, 2024

Wirtschaft

Uneinigkeit in der Federal Reserve: Bowman warnt vor übereiltem Zinsschritt

Uneinigkeit in der Federal Reserve: Bowman warnt vor übereiltem Zinsschritt

Michelle Bowman, Mitglied des Federal Reserve Board of Governors, erläuterte in einer Rede am Dienstag ihre Entscheidung, gegen den umfangreichen Zinssenkungsschritt der vergangenen Woche zu stimmen. Sie betonte, dass ein solcher Schritt ein Signal von wirtschaftlicher Schwäche senden könnte.

Bowman erklärte, sie sei besorgt, dass eine Reduzierung des Zielkorridors für den Federal Funds Rate um 50 Basispunkte als Hinweis darauf interpretiert werden könnte, dass das Komitee wirtschaftliche Fragilität oder größere Abwärtsrisiken sieht. Angesichts fehlender eindeutiger Anzeichen für eine materielle Schwächung oder Fragilität, sei es besser gewesen, den Zinssatz um 25 Basispunkte zu senken.

Darüber hinaus äußerte sie Bedenken, dass ein größerer erster Schritt die Märkte dazu bringen könnte, zu glauben, die Fed werde in diesem Tempo weitermachen. Eine zu schnelle Senkung des Zinssatzes könnte zudem die Nachfrage ankurbeln und potenziell die inflatorischen Drucke wieder entzünden.

Mehrere ihrer Kollegen verteidigten jedoch die Entscheidung für eine Senkung um 50 Basispunkte. Sie bezogen sich dabei auf Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation und einen abkühlenden Arbeitsmarkt. Der Präsident der Atlanta Fed, Raphael Bostic, sagte, die Entwicklungen seien schneller eingetreten als erwartet.

Auch der Präsident der Minneapolis Fed, Neel Kashkari, erklärte, dass die Risiken sich nun eher in Richtung einer weiteren Schwächung des Arbeitsmarktes als in Richtung höherer Inflation verlagert hätten und eine Zinssenkung daher gerechtfertigt sei. Der Präsident der Chicago Fed, Austan Goolsbee, betonte, dass dies ein Zeichen dafür sei, dass die Zentralbank bestrebt sei, sowohl die maximale Beschäftigung als auch die Preisstabilität zu erreichen.

Bowman bleibt hinsichtlich der Inflation vorsichtiger als ihre Kollegen. Sie sieht weiterhin größere Risiken für die Preisstabilität, insbesondere da der Arbeitsmarkt nahe an den Schätzungen der Vollbeschäftigung liegt. Ihrer Meinung nach sind die Kerninflationsraten immer noch unangenehm hoch und globale Lieferketten weiterhin anfällig für Arbeitskämpfe und geopolitische Spannungen. Zudem könnte die hohe Staatsausgaben inflationär wirken.

Bezüglich des Arbeitsmarktes stellte Bowman fest, dass sich zwar Anzeichen einer Abkühlung zeigen, das Lohnwachstum jedoch weiterhin hoch ist und der Konsum robust bleibt. Kontakte aus der Wirtschaft berichteten ihr, dass keine Entlassungen geplant seien und die Einstellung neuer Mitarbeiter schwierig bleibe.

Die Federal Reserve steht laut Bowman nicht auf einem vorbestimmten Kurs und sie werde weiterhin vorsichtig vorgehen. Sie betonte, dass ihr Schätzwert des neutralen Zinssatzes – also jenem Zinssatz, der das Wachstum weder fördert noch hemmt – seit der Pandemie deutlich gestiegen sei. Sollte sich der Arbeitsmarkt materiell abschwächen, ist Bowman bereit, angemessene Maßnahmen zu ergreifen.