Der Absturz einer Boeing 737-800 von Jeju Air am Flughafen Muan hat Südkorea in tiefe Trauer gestürzt – und die internationale Luftfahrtindustrie erschüttert. Mit 179 Todesopfern ist es das schwerste Flugzeugunglück in der Geschichte des Landes.
Während die Ermittlungen zur Unglücksursache laufen, geraten Boeing und die südkoreanischen Billigfluglinien zunehmend unter Druck. Erste Hinweise deuten auf systematische Probleme in der Wartung und Überbeanspruchung der Flugzeuge hin.
Tragödie in Muan: Was bisher bekannt ist
Am Sonntagmorgen landete der Flug 7C2216 aus Bangkok am Flughafen Muan – doch nicht auf Rädern, sondern auf dem Flugzeugrumpf. Die Boeing 737-800 konnte das Fahrwerk nicht ausfahren und zerschellte schließlich an einer Mauer. 179 der 181 Insassen kamen ums Leben. Die beiden überlebenden Crewmitglieder befinden sich in kritischem Zustand.
Ermittler vermuten, dass ein Vogelschlag das Fahrwerk beschädigt haben könnte. Die Piloten hatten kurz vor der Bruchlandung einen entsprechenden Vorfall gemeldet. Einer der beiden Flugschreiber wurde beschädigt geborgen; die Analyse könnte Monate dauern.
Boeing unter Beobachtung
Das Flugzeugmodell Boeing 737-800 steht im Zentrum der Ermittlungen. Dieser Typ ist weltweit im Einsatz und besonders bei Billigfluglinien wegen seiner Effizienz beliebt.
Doch das Unglück in Muan hat Schwachstellen offengelegt. Nur einen Tag nach der Tragödie meldete Jeju Air erneut ein Problem mit einer 737-800: Ein Inlandsflug musste kurz nach dem Start umkehren, weil das Fahrwerk nicht korrekt funktionierte.
Für Boeing ist dies ein weiteres Kapitel in einer langen Reihe von Problemen. Die Aktie des US-Herstellers fiel im vorbörslichen Handel um 3,43 Prozent auf 174,53 US-Dollar. Das Unternehmen hat bereits Vertreter nach Südkorea entsandt, um bei der Aufklärung des Unglücks zu helfen.
Wartungsprobleme bei Jeju Air?
Die südkoreanische Regierung hat eine umfassende Überprüfung aller Boeing 737-800 im Inland angeordnet. Im Fokus stehen die Wartungsprotokolle und die hohe Auslastung der Maschinen.
Jeju Air ist bekannt für ihre intensive Nutzung: Die verunglückte Maschine absolvierte in den 48 Stunden vor dem Absturz 13 Flüge – ein Hinweis auf mögliche Überbeanspruchung.
„Wir müssen sicherstellen, dass alle Flugzeuge in einem ordnungsgemäßen Zustand sind“, erklärte Joo Jong Wan, ein hochrangiger Vertreter des Verkehrsministeriums.
Für Jeju Air bedeutet das nicht nur einen Imageverlust: Bereits 68.000 Buchungen wurden storniert, die Aktie der Airline brach um 8,7 Prozent ein.
Politische und wirtschaftliche Konsequenzen
Die Tragödie kommt für Südkorea zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Das Land befindet sich mitten in einer politischen Krise, da Präsident Yoon Suk Yeol suspendiert wurde.
Der geschäftsführende Präsident Choi Sang Mok rief eine siebentägige Staatstrauer aus und versprach den Familien der Opfer Unterstützung. Am Montag beriet die Regierung über finanzielle Entschädigungen.
Lesen Sie auch:
Auch international sorgt der Unfall für Nachbeben. Die amerikanische Behörde für Transportsicherheit (NTSB) sowie Boeing unterstützen die südkoreanischen Ermittlungen. Die Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die weltweite Luftfahrt haben, insbesondere auf die Standards für die Wartung von Flugzeugen.
Die Schatten der Luftfahrtindustrie
Das Unglück von Muan beleuchtet erneut die Risiken in der Luftfahrt. Billigfluggesellschaften wie Jeju Air setzen auf maximale Effizienz, doch dies erhöht den Druck auf Wartung und Personal. Flugzeuge wie die Boeing 737-800 werden oft an ihre Grenzen gebracht – mit fatalen Folgen.
Für Boeing wird die Situation zunehmend heikel. Nach den Krisen um die 737 MAX steht das Unternehmen vor der Herausforderung, das Vertrauen der Airlines und Passagiere zurückzugewinnen. Der Absturz in Muan zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur auf Effizienz, sondern auch auf Sicherheit zu setzen.