Unerwartete Lieferung: Lufthansa bekommt 15 Dreamliner schneller als geplant – Doch die plötzliche Auslieferung stellt die Airline vor finanzielle und logistische Herausforderungen.
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Lufthansa und die Dreamliner-Flut: Ein Luxusproblem mit Tücken
Plötzlich geht alles schneller: Die Lufthansa, die monatelang auf ihre neuen Boeing 787 gewartet hat, könnte nun 15 Maschinen auf einen Schlag bekommen. Doch die überraschende Lieferung bringt neue Herausforderungen mit sich – von der Finanzierung bis zum Pilotenmangel.
Plötzlich geht es schneller als geplant
Jahrelang hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf neue Langstreckenflugzeuge gewartet, nun könnten sie in einer Welle ankommen – und die Airline vor ungeahnte Probleme stellen.
Boeing hat 15 fabrikneue 787 „Dreamliner“ auf Halde, die eigentlich längst ausgeliefert sein sollten. Doch wegen regulatorischer Verzögerungen in den USA fehlte bisher die Freigabe. Jetzt hat die US-Luftfahrtaufsicht FAA offenbar den Turbo gezündet – und Lufthansa könnte die Jets früher erhalten als erwartet.
„Der primäre Effekt der neuen US-Administration wird positiv sein“, hatte Spohr bereits im Januar gesagt.
Tatsächlich hat Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit angekündigt, Boeing zu unterstützen. Und das könnte sich für Lufthansa jetzt in Form einer plötzlichen Flugzeugflut bemerkbar machen.
Finanzieller Kraftakt: 15 Flugzeuge, eine Rechnung
Flugzeuge werden nicht wie Mietwagen übernommen. Sobald der sogenannte „Transfer of Title“ – die Übergabe des Eigentumsbriefs – erfolgt, wird der Rest des Kaufpreises fällig. Das Problem: Lufthansa hatte ihre Investitionen anders geplant.
Für 15 neue Langstreckenjets auf einen Schlag fehlen schlicht die finanziellen Mittel. Der Plan sei daher, zunächst nur neun Maschinen abzunehmen, berichten Führungskräfte. Für die restlichen sechs werde eine spätere Lieferung verhandelt.
„Die Dreamliner-Flut trifft Lufthansa in einem Moment, in dem jede Investition präzise durchgerechnet wird“, sagt ein Luftfahrtexperte. „Es ist ein klassischer Fall von: ‚Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst.‘“
Zertifizierungsprobleme bei der neuen Business-Class – Die moderne „Allegris“-Kabine wartet noch auf die Freigabe der US-Behörde FAA. Ohne Zulassung drohen gesperrte Sitze.
Zulassungspoker: Die Business-Class ist das Problem
Neben den finanziellen Aspekten gibt es auch technische Hürden. Die neuen Lufthansa-Dreamliner verfügen über die hochmoderne „Allegris“-Business-Class. Doch genau diese ist der Grund für die Verzögerung gewesen.
Die US-Behörde FAA hat die Sitze bislang nicht zertifiziert. Das Problem: Bei Tests konnte nicht ausreichend nachgewiesen werden, wie sich die Kräfte im Falle einer Notlandung verteilen. Das führte zu monatelangen Verzögerungen.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kommt die finale Zulassung in den nächsten Wochen – oder Lufthansa könnte versuchen, eine Sondergenehmigung zu bekommen, um die Flugzeuge mit gesperrten Sitzen trotzdem einzusetzen.
Pilotenmangel: Wer fliegt die neuen Maschinen?
Ein weiteres Problem ist das Personal. Um ein Flugzeug zu fliegen, braucht es Piloten mit einer speziellen Musterberechtigung. Lufthansa hat zwar frühzeitig mit der Schulung begonnen, doch durch die Verzögerung gab es kaum Trainingsmöglichkeiten.
„Man kann Piloten nur auf einem Flugzeugtyp ausbilden, wenn sie auch darauf fliegen“, sagt ein Lufthansa-Kapitän. „Wenn die Maschinen monatelang nicht kamen, fehlt die Routine.“
Lufthansa plant deshalb, die neuen Dreamliner zunächst auf Kurz- und Mittelstrecken einzusetzen. So können Piloten schnell die notwendige Anzahl an Starts und Landungen sammeln, bevor sie auf Langstrecken eingesetzt werden.
Warten oder übernehmen? Lufthansa vor einer schwierigen Entscheidung
Der ursprüngliche Plan sah vor, dass Lufthansa ihre Dreamliner über mehrere Jahre verteilt übernimmt. Doch durch die neuen politischen Rahmenbedingungen in den USA könnte die Airline jetzt schneller an ihre Maschinen kommen als gewünscht.
Das Dilemma ist offensichtlich: Einerseits braucht Lufthansa die neuen Flugzeuge dringend, um ältere Maschinen zu ersetzen. Andererseits wirft eine plötzliche Lieferung unerwartete Probleme auf – von der Finanzierung über die fehlende Zulassung bis hin zu den nicht ausreichend ausgebildeten Piloten.