Vor der Küste der Türkei treiben Plastikmüllsäcke mit verblassten Supermarkt-Logos, die sich als britisch identifizieren lassen. Diese Abfälle sind Teil eines globalen Problems, das die Umwelt belastet und das die UN mit einem internationalen Abkommen zum Kunststoffmanagement angehen will. Lippenbekenntnisse zum Recycling reichen nicht aus, wie die britischen Exporte nach der Türkei beweisen. Der Müll endet oft im Meer, was die maritime Flora und Fauna beeinträchtigt und potenziell gefährliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt hat.
Die Produktion von Kunststoffen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt und soll laut OECD-Prognosen bis 2060 fast verdreifacht werden. Etwa 4-8 Prozent der weltweiten Ölproduktion fließen in die Herstellung von Kunststoffen. Während des Treffens in Südkorea hoffen Experten auf Fortschritte im Kampf gegen die Plastikflut, auch wenn in der Vergangenheit die Diskussionen aufgrund divergierender Interessen, insbesondere von ölproduzierenden Ländern, ins Stocken geraten sind.
Besonders beunruhigend sind die Auswirkungen von Mikro- und Nanoplastiken, die mittlerweile in menschlichen Organen und in der Plazenta nachgewiesen wurden. Diese mikroskopisch kleinen Partikel können durch die Nahrungskette weitergegeben werden und haben in über 1.300 Tierarten physiologische Schäden verursacht. Dennoch mangelt es bislang an effektivem globalem Handeln.
Der Recyclinganteil ist mit nur 4 Prozent im Zeitraum von 1990 bis 2019 ernüchternd niedrig, während ein bedeutender Teil der Abfälle auf Mülldeponien oder, häufig ohne ordnungsgemäße Entsorgung, in der freien Natur landet. Eine Untersuchung von Greenpeace UK und Everyday Plastic zeigt, dass Großbritannien wöchentlich fast 1,7 Milliarden Plastikteile wegwirft, von denen gerade einmal 17 Prozent recycelt werden.
Ein wachsender Trend ist der Export von Abfällen in Länder wie die Türkei, die mit ihrer eigenen Abfallbewältigung bereits stark belastet sind. Sedat Gündoğdu, ein türkischer Meeresverschmutzungsforscher, beschreibt die Mittelmeerküste der Türkei als eine der am stärksten verschmutzten und fordert Großbritannien auf, diese Praxis zu beenden.
Im Kern bleibt die Notwendigkeit, die Produktion von Kunststoffen drastisch zu reduzieren und eine gerechte Verantwortung für Abfälle in wohlhabenderen Nationen zu etablieren. Maßnahmen wie Plastiktüten-Steuern und Verbote von Mikroplastik in Kosmetikprodukten sind gute Ansätze, reichen aber bei weitem nicht aus, um die globale Plastikkrise zu lösen.