28. April, 2025

Automobile

Ums Lenkrad wird nicht mehr gebeten

China prescht vor: Wie das autonome Fahren 2025 den Massenmarkt erobert – und was das für Mercedes, BMW & VW bedeutet.

Ums Lenkrad wird nicht mehr gebeten
Während deutsche Hersteller noch tüfteln, fahren chinesische Elektroautos längst autonom durch Shanghai. Doch das technologische Wunder hat einen Preis: mangelndes Vertrauen. In Europa steht Nio nicht wegen seiner Technik, sondern wegen möglicher Datenabflüsse nach China im Fokus der Ermittler.

Am Heck des IM Motors blinkt es in roten Lettern: "Auto Driving". Während der weiße Elektroflitzer selbstständig durch den dichten Stadtverkehr von Shanghai navigiert, sitzt wenige Meter dahinter ein Fahrer im neuen Mercedes CLA und beobachtet skeptisch.

Sein Wagen, ebenfalls vollvernetzt, dürfte bald ähnliches leisten. Noch zögern die deutschen Hersteller – doch China hat längst den nächsten Gang eingelegt.

Fahrassistenz als Standard, Robotaxis auf Abruf

Auf der Automesse in Shanghai wird deutlich: Chinesische Autobauer machen beim autonomen Fahren ernst. Was hier auf den Straßen rollt, ist nicht mehr nur Prototyp, sondern Serienrealität.

Der staatlich gestützte Hersteller IM Motors (SAIC & Alibaba) ist nur einer unter vielen. Auch BYD, Xpeng, Denza oder Nio rüsten Fahrzeuge serienmäßig mit fortschrittlichen Assistenzsystemen aus. Ziel: nicht mehr das Premiumsegment, sondern der Massenmarkt.

Mercedes, BMW & VW im Aufholmodus

Die deutschen Hersteller sind nicht chancenlos. Mercedes erhielt kürzlich als Erster die Genehmigung für Level-3-Funktionen auf chinesischen Autobahnen. VW kooperiert mit Horizon Robotics, BMW mit lokalen Tech-Konzernen.

Doch sie stehen unter Druck. In China wird autonomes Fahren nicht nur regulatorisch erleichtert, sondern auch subventioniert. Während in Deutschland ein Sicherheitsfahrer Pflicht bleibt, rollen in Peking und Shanghai erste Robotaxis ohne Personal.

Sie fahren autonom, sprechen mit dem Fahrer und kennen jede Kreuzung – Chinas Luxus-Elektroautos wie der Nio ET9 sind technisch ihrer Zeit voraus. Doch trotz deutscher Ingenieurskunst an Bord: Der Absatz stockt, und Datenschützer schlagen Alarm. Die große Frage: Wer kontrolliert eigentlich den Beifahrer?

Technologischer Vorsprung schrumpft

Die Strategie der chinesischen Hersteller: Integration statt Luxus. Assistenzsysteme werden zur Grundausstattung. Doch die Sensoren, Kameras und Chips kosten Geld – und zwingen deutsche Hersteller zu unliebsamen Entscheidungen.

Bisher waren Fahrfunktionen ein teures Extra, das sich gut monetarisieren ließ. Nun droht ein Verfall der Margen. Wer mithalten will, muss liefern.

Was Level 3 bedeutet

Während in China Level 2+ bereits Standard wird, ist Level 3 der nächste Meilenstein. Der Fahrer darf sich vom Verkehrsgeschehen abwenden, muss aber binnen Sekunden übernehmen können.

In der EU fehlt dazu oft noch der gesetzliche Rahmen. Das ist ein gravierender Wettbewerbsnachteil für die europäischen Konzerne, die auf den riesigen chinesischen Markt angewiesen sind.

Die neue Konkurrenz kommt aus dem Osten

Technologisch haben die Chinesen ihre Lektionen gelernt. Der Durchbruch bei Batterien, Software und Prozessoren macht sich nun bezahlt. Fahrzeuge wie der Yang Wang U8 oder der Denza Z9 beeindrucken durch Innovationsdichte.

Gleichzeitig versuchen Konzerne wie BMW mit Fahrdynamik und "Freude am Fahren" gegenzuhalten. Doch auf lange Sicht könnten klassische Differenzierungsmerkmale an Bedeutung verlieren.