Das britische Finanzsystem steht vor einer grundlegenden Reform im Umgang mit Beschwerden über Finanzdienstleistungen. Ziel ist, kostspielige „mass redress events“ zu vermeiden, die zuletzt den politischen Druck auf eine Anpassung der Regulierungen der City of London erhöht haben.
Die Financial Ombudsman Service (FOS) und die Financial Conduct Authority (FCA) präsentierten Pläne zur Verbesserung des Beschwerdemanagements, und folgten damit einem Aufruf von Finanzministerin Rachel Reeves. Sie hatte eine Überholung der Vorschriften gefordert, die nach der Finanzkrise 2008 implementiert wurden und nun als Wachstums- und Risikobremsen angesehen werden.
Zu den vorgeschlagenen Änderungen gehören längere Reaktionszeiten für Unternehmen bei Beschwerden und eine Einschränkung der Einspruchsmöglichkeiten gegen Ombudsmann-Entscheidungen. Die Industrie ist eingeladen, diese Vorschläge zu kommentieren, bevor im kommenden Jahr konkrete Pläne vorgelegt werden.
Die Finanzaufsichtsbehörden stehen momentan im Fokus wegen einer Häufung von Beschwerden über den angeblichen Missverkauf von Autofinanzierungen, was das System stark belastet hat. Analysten warnen vor Milliardenkosten für Banken, was an die PPI-Skandale erinnert.
David Postings von UK Finance begrüßte die Reformpläne. Der FOS könnte die Arbeit anderer Regulatoren verkomplizieren und verteuern, weswegen eine Überarbeitung des Systems längst überfällig sei.
Neu ist auch, dass der FOS Gebühren von Schadensmanagern erheben wird, wodurch sie für jeden Fall zahlen müssen, den sie für Verbraucher einreichen. Einzeln agierende Verbraucher können sich weiterhin kostenfrei an den FOS wenden.
Die FOS bearbeitet jährlich über 200.000 Fälle von Konsumenten, deren Beschwerden abgelehnt wurden, und verzeichnete einen 50-prozentigen Anstieg der Verbraucheranfragen. Es besteht Einigkeit, dass die FCA vor einer Entscheidung des FOS bei Fällen von größerer Bedeutung Vorschläge machen kann. Dennoch sei es wichtig, die Unabhängigkeit des Ombudsmanns nicht zu gefährden.
Die Maßnahmen zur wachstumsfördernden Unterstützung des Finanzdienstleistungssektors führen auch zu einer Reduktion der administrativen Belastungen sowie zur Anpassung der Aufsicht über Bankerboni und Personalsysteme. Diese Intention wurde von Branchenverbänden wie TheCityUK positiv aufgenommen, die weitere Modernisierungen für kapitalmarktwirksame Wettbewerbsfähigkeit fordern.