06. September, 2024

Politik

Ukraine untersucht russische Spur nach Mordanschlag auf Politikerin

Ukraine untersucht russische Spur nach Mordanschlag auf Politikerin

Nach dem Mord an der ultranationalistischen Politikerin Iryna Farion im Westen der Ukraine untersucht die Führung in Kiew auch eine mögliche russische Verbindung. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass alle potenziellen Motive, einschließlich einer russischen Beteiligung, geprüft werden. Farion, bekannt für ihre extremen russlandkritischen Aussagen, wurde vor ihrem Wohnhaus in Lwiw durch einen Kopfschuss schwer verletzt und verstarb später im Krankenhaus.

Ermittlungen laufen auf Hochtouren: Überwachungskameras werden ausgewertet, Zeugen befragt und mehrere Stadtteile durchkämmt. Die Nationalpolizei und Geheimdienste sind im Einsatz, um den Täter zu fassen. Selenskyj sprach der Familie der ehemaligen Parlamentsabgeordneten der rechtsextremen Partei Swoboda sein Beileid aus.

Farion war bekannt für ihre vehemente Ablehnung der russischen Sprache in der Ukraine, was ihr sowohl in der ukrainischen Gesellschaft als auch vor Gericht Probleme einbrachte. Innenminister Ihor Klymenko sieht einen Zusammenhang zwischen dem Attentat und Farions gesellschaftlichem Engagement und schließt einen Auftragsmord nicht aus.

In Moskau wurde die Nachricht vom Tod Farions mit Genugtuung aufgenommen, insbesondere von der Chefredakteurin des russischen Staatsfernsehsenders RT, Margarita Simonjan. Unterdessen berichten Bürgerrechtler von erhöhtem Druck auf russische Hochschulen, da kritische Stimmen im Land zunehmend unterdrückt werden. Der Ukraine-Krieg dient als Vorwand für Zwangsexmatrikulationen von Studierenden und Entlassungen von Dozenten aus politischen Gründen.

Währenddessen meldeten russische Truppen neue Geländegewinne im Donbass. Die Stadt Krasnohoriwka in der Region Donezk sei fast vollständig unter Kontrolle, hieß es von offizieller russischer Seite. Diese Angaben konnten jedoch nicht unabhängig überprüft werden, wurden aber teilweise vom ukrainischen Militärkanal Deep State bestätigt.

Im Kontext einer möglichen Lösung des Konflikts erwägt Präsident Selenskyj laut Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko, ein Referendum abzuhalten. Dies könnte notwendig werden, um Volkslegitimation für etwaige schmerzhafte Zugeständnisse zu erhalten. Klitschko betonte, dass die kommenden Monate für Selenskyj äußerst herausfordernd werden, da sowohl eine Fortsetzung des Krieges als auch ein territorialer Kompromiss mit Russland potenziell riskant seien.