22. Februar, 2025

Military

Ukraine stellt Europas Rüstungsindustrie in den Schatten

Während Europa noch plant, produziert Kiew bereits: Die Ukraine fertigt Waffen schneller und günstiger als jeder andere in Europa – ein Warnsignal für den Westen.

Ukraine stellt Europas Rüstungsindustrie in den Schatten
Europas Rüstungsdefizit: Während die Ukraine 2,5 Millionen Artilleriegranaten herstellte, plant die gesamte EU für 2025 lediglich zwei Millionen. Ein gefährliches Missverhältnis in Zeiten wachsender Bedrohungen.

Ein Weckruf aus München

Die Worte der dänischen Premierministerin Mette Frederiksen auf der Münchner Sicherheitskonferenz waren unmissverständlich:

„Wir haben ein Problem, Freunde, wenn ein Land im Krieg schneller produzieren kann als der Rest von uns.“

Europas Rüstungsproduktion hinkt hinterher, während die Ukraine längst zur Waffenfabrik Europas geworden ist.

Seit der russischen Invasion 2022 hat Kiew seine heimische Produktion drastisch ausgeweitet. Moderne Drohnen, Haubitzen, Raketen – die Ukraine stellt zunehmend ihre eigenen Waffen her und überholt damit in manchen Bereichen sogar etablierte Hersteller. Im Jahr 2024 stammten bereits 30 Prozent der genutzten Militärausrüstung aus eigener Fertigung. Die EU wirkt dagegen träge.

Die Ukraine als industrieller Vorreiter

Besonders im Drohnensektor zeigt sich die ukrainische Effizienz. Im Jahr 2024 produzierte das Land mehr als 1,5 Millionen First-Person-View-Drohnen – ein Meilenstein, den in Europa keine Nation auch nur ansatzweise erreicht.

Gleichzeitig stellte die Ukraine von Januar bis November 2024 etwa 2,5 Millionen Mörser- und Artilleriegranaten her. Zum Vergleich: Die gesamte EU will im Jahr 2025 lediglich zwei Millionen Granaten fertigen.

Die Ukraine hat 2024 über 1,5 Millionen FPV-Drohnen produziert – mehr als jede europäische Nation zusammen. Ein Weckruf für die westliche Rüstungsindustrie.

Diese Zahlen unterstreichen den Produktionsvorsprung der Ukraine und offenbaren ein strukturelles Problem in Europa: Bürokratie und träge Entscheidungsprozesse verhindern eine schnelle Reaktion auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen.

Europa in der Rüstungsfalle

Frederiksen forderte auf der Konferenz nicht nur eine Reform der europäischen Produktionsstrukturen, sondern auch einen Mentalitätswandel.

„Wir können nicht mehr behaupten, in Friedenszeiten zu leben. Unsere Denkweise muss sich ändern.“

Zwar haben europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben erhöht, doch laut NATO-Generalsekretär Mark Rutte reicht das nicht aus. Russland produziert in nur drei Monaten mehr Munition als die NATO in einem ganzen Jahr.

Während Polen bereits 4 Prozent seines BIP in Verteidigung investiert und Länder wie Litauen und Estland ihre Budgets auf fünf Prozent anheben wollen, bleiben viele europäische Nationen zurückhaltend.

Droht eine Abhängigkeit von der Ukraine?

Die hohe Effizienz der ukrainischen Waffenproduktion macht das Land zunehmend auch für westliche Staaten als Rüstungspartner attraktiv. Dänemark hat bereits Initiativen gestartet, um die Produktion vor Ort weiter zu steigern. Doch langfristig stellt sich die Frage, ob Europa wirklich darauf angewiesen sein will, dass ein Land im Krieg die eigenen Produktionsschwächen ausgleicht.

Boris Pistorius, der deutsche Verteidigungsminister, räumte auf der Münchner Konferenz ein: „Wir haben in der Vergangenheit zu wenig getan, viel zu wenig.“ Jetzt geht es darum, diese Fehler zu korrigieren – bevor die Ukraine nicht nur zur militärischen Speerspitze Europas wird, sondern auch zur einzigen ernstzunehmenden Produktionsmacht.

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