20. September, 2024

Politik

Ukraine: Harte Kämpfe und diplomatische Gespräche

Ukraine: Harte Kämpfe und diplomatische Gespräche

Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete, dass die ukrainischen Streitkräfte die Schlagkraft der russischen Armee im Gebiet Donezk erheblich geschwächt haben. Dennoch bleibe die Lage äußerst schwierig, so der ukrainische Staatschef in seiner abendlichen Videoansprache. Täglich gäbe es schwere Kämpfe in den Abschnitten Kurachowe und Pokrowsk. Die Bemühungen, die Einsatzfähigkeit der Brigaden aufrechtzuerhalten, liefen auf Hochtouren.

Auch die anhaltenden Kämpfe im russischen Grenzgebiet Kursk hob Selenskyj hervor. Hier seien zehntausende russische Soldaten gebunden und zahlreiche Gefangene gemacht worden. Angaben beider Kriegsparteien lassen sich allerdings kaum unabhängig überprüfen.

Ein weiterer diplomatischer Höhepunkt: An diesem Freitag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Kiew erwartet. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen Wintervorbereitungen, Energiefragen, die Lage an der Front sowie Waffenlieferungen und Rüstungsprojekte. Ebenso geht es um die EU-Perspektive der Ukraine und weitere finanzielle Unterstützung.

Selenskyj selbst wird in der kommenden Woche von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen. Zusätzlich plant der ukrainische Präsident Treffen mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris und möglicherweise mit dem republikanischen Präsidentschaftsanwärter Donald Trump. Vor seinem Besuch in Washington wird Selenskyj auch an der UN-Generalversammlung in New York teilnehmen und Gespräche am Rande der Veranstaltung führen.

In seiner Abendbotschaft ging Selenskyj ebenfalls auf einen russischen Angriff auf die nordöstliche Großstadt Sumy ein, bei dem eine Frau getötet und mindestens 13 Personen verletzt wurden. Russland habe ein Altenheim und keine Militärbasis bombardiert. Selenskyj betonte, dass die Ukraine auf diesen Terror spürbar antworten werde.

Der ukrainische Generalstab informierte über fortdauernde Kämpfe entlang der gesamten Frontlinie, wobei über 90 russische Angriffe abgewehrt wurden. Ein Teil der Gefechte dauerten zur Berichtszeit noch an. Es gab jedoch keine Angaben zu Frontveränderungen.

Die russische Armee beansprucht die Eroberung des Ortes Heorhijiwka im Frontabschnitt Kurachowe. Ukrainische Quellen bewerten das Dorf teils als umkämpft, teils als russisch kontrolliert.

Die Vereinten Nationen warnten vor langen Stromabschaltungen im Winter aufgrund russischer Raketenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur. Experten schätzen Stromsperren von 4 bis 18 Stunden pro Tag. Besonders betroffen seien Bewohner von Hochhäusern, da elektrisch betriebene Pumpen für Wasser- und Heizungssysteme in den oberen Etagen ausfallen könnten. Weitere Auswirkungen betreffen Abwasser- und Kanalisationssysteme sowie die Luftqualität durch den Einsatz von Diesel-Notstromaggregaten. Am stärksten betroffen sind Alte, Kranke, Menschen mit Behinderungen, Binnenflüchtlinge und einkommensschwache Haushalte.

Zwischen März und September hat das russische Militär in systematischen Angriffswellen kritische Energieinfrastrukturen in der Ukraine getroffen. Der Strombedarf im Winter wird zu Spitzenzeiten auf über 18 Gigawatt geschätzt, während die Eigenproduktion bei 14 bis 15 Gigawatt liegt. Ein Defizit von bis zu 4 Gigawatt kann nicht vollständig durch Importe gedeckt werden.