Die jüngsten Wirtschaftszahlen aus dem Vereinigten Königreich haben mit einem Wachstum von 0,2 Prozent im August für leichte Erleichterung gesorgt. Nach zwei Monaten ohne wirtschaftlichen Fortschritt wurde das Narrativ, die Wirtschaft sei ins Stocken geraten, ein wenig aufgehellt. Denn im August waren die Stimmen aus dem politischen Lager noch laut, die von einer desolaten Lage der britischen Wirtschaft sprachen. Auch wenn diese positive Entwicklung willkommen ist, bleibt die Frage, ob dieses kleine Wachstum wirklich Grund zur Feier ist. Die langfristige Entwicklung zählt, und obwohl die Prognosen für die britische Wirtschaft seit Jahresbeginn deutlich verbessert wurden, bleibt das Land weit hinter den erforderlichen Wachstumsraten zurück. Diese sind notwendig, um die aktuell von der Politik gemachten Versprechungen an die Bürger zu halten. Der „Green Budget“-Bericht des Institute for Fiscal Studies (IFS) gibt weiteren Anlass zur Skepsis. Um das angestrebte Staatsausgabenwachstum aufrechtzuerhalten, benötigt die neue Schatzkanzlerin Rachel Reeves zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 25 Milliarden Pfund. Die fiskalische Lage, die das IFS beleuchtet, ist vor den Wahlen offensichtlich gewesen, blieb jedoch von den politischen Parteien unkommentiert. Angesichts der ohnehin angespannten Haushaltslage wird die Regierung von Labour, die Versprechungen zu Wachstum und erhöhten Ausgaben gemacht hat, möglicherweise gezwungen sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Während es Gerede über Wachstumsförderung und Steuersenkung gibt, fehlt es an konkreten Maßnahmen und Reformen, um Anfangsverluste auszugleichen und das Defizit mittelfristig zu beheben. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Sowohl aktuell als auch während der Führung der Tories wurden teure Versprechen gemacht, die nicht realistisch finanziert sind. Der Wunsch nach hohen Ausgaben bei gleichzeitiger Entlastung der Steuerzahler führte letztlich zu einem wirtschaftlichen Dilemma, aus dem es nun herauszukommen gilt.