08. September, 2024

Märkte

UK plant erhebliche Erleichterungen für Kapitalmärkte

UK plant erhebliche Erleichterungen für Kapitalmärkte

Mit dem Ziel, das Anheben von Kapital für Unternehmen kostengünstiger und unkomplizierter zu gestalten, hat die britische Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) neue Regelungen vorgeschlagen. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Reformprogramms zur Stärkung der britischen Kapitalmärkte.

Ein zentraler Punkt der Vorschläge ist die Anhebung der Schwelle, ab der Unternehmen bei zusätzlichen Finanzierungsrunden einen Prospekt veröffentlichen müssen. Diese Schwelle soll von 20 Prozent auf 75 Prozent des ausgegebenen Aktienkapitals angehoben werden. Jamie Corner, Partner bei Simmons and Simmons, betont die Bedeutung dieser Änderung: "Das ist eine enorme Veränderung. Es wird wesentlich mehr Sekundärplatzierungen ohne die Notwendigkeit eines Prospekts geben." Dies würde den Unternehmen ermöglichen, deutlich schneller zu agieren, da der Prozess um bis zu anderthalb Monate verkürzt werden könnte.

Diese Änderungen erfolgen vor dem Hintergrund einer umfassenden Neubeurteilung zentraler Regelungen für Kapitalmärkte in Großbritannien. Ziel ist es, neue Unternehmen anzuziehen und diese dazu zu ermutigen, Kapital im Inland aufzunehmen. London hat in den letzten Jahren mit New York um Börsengänge und Investitionen in wachstumsstarke Unternehmen konkurriert. Anfang dieses Monats genehmigte London die umfassendste Überarbeitung seiner Regeln für Börsengänge seit drei Jahrzehnten, mit Regelungen, die Unternehmensgründern mehr Macht einräumen, darunter duale Aktienstrukturen und die Möglichkeit, mehr Entscheidungen ohne Aktionärsabstimmungen zu treffen.

Trotz eines Mangels an Börsengängen haben Folgegeschäfte in Großbritannien in diesem Jahr einen Aufschwung erlebt. Folgegeschäfte finden statt, wenn Unternehmen nach einem Börsengang Kapital aufnehmen, entweder durch das Abstoßen großer Aktienpakete durch Investoren oder durch das Ausgeben neuer Aktien.

Richard Stone, Geschäftsführer der Association of Investment Companies, begrüßte die jüngsten Änderungen und fügte hinzu, dass sie die Kosten für die Erstellung von Prospekten senken würden – ein Punkt, der besonders für kleinere Emittenten nachteilig und für Investoren wertlos sei. Allerdings warnte Corner, dass einige Investoren die hohe festgelegte Schwelle nicht gutheißen könnten, da diese zu weniger Offenlegung bei größeren Aktienverkäufen führen würde.

Sollten die Vorschläge umgesetzt werden, würde Großbritannien sich stark von den EU-Regelungen unterscheiden. Die Europäische Union hat kürzlich ihre eigenen Börsengang-Regeln überarbeitet und die Schwelle für die Prospektpflicht auf 30 Prozent der ausgegebenen Aktien erhöht. Corner fügte hinzu: "Großbritannien weicht deutlich von Europa ab und wird deutlich unternehmenfreundlicher."

Die FCA erklärte: "Diese Vorschläge sollen sicherstellen, dass Investoren die Informationen erhalten, die sie benötigen, während die Kosten für weitere Kapitalaufnahmen für Unternehmen erheblich reduziert werden." Zudem werde über neue Regelungen für „öffentliche Angebotsplattformen“ konsultiert, wie etwa Crowdfunding-Unternehmen, die Start-ups bei der Kapitalbeschaffung von Investoren, einschließlich Privatanlegern, unterstützen.