In Großbritannien gedeihen Gerüchte über mögliche Steuerreformen, die insbesondere Kapitalerträge betreffen. Rachel Reeves, Schattenkanzlerin der Labour-Partei, erwägt angeblich, die Kapitalertragsteuer an die Einkommenssteuer anzupassen. Eine derartige Anpassung könnte eine Erhöhung auf bis zu 45 Prozent für die Spitzenverdiener bedeuten. Dies würde Großbritannien auf Platz eins in Europa für Kapitalertragsteuern auf nicht-immobilienbezogene Vermögenswerte katapultieren und Dänemark überholen, welches derzeit maximal 42 Prozent verlangt.
Das britische Finanzministerium hat jedoch einen Bericht zurückgewiesen, der behauptete, dass Labour die Anhebung des Steuersatzes auf 39 Prozent geprüft habe. Eine namentlich nicht genannte Quelle aus der Regierung dementierte zwar nicht die Möglichkeit einer Erhöhung auf über 30 Prozent, unterstrich aber, dass die Raten nicht den Einkommenssteuersätzen gleichgestellt würden. Selbst bei einer Erhöhung auf 30 Prozent stünde Großbritannien an siebter Stelle in Europa.
Aktuell werden Gewinne aus dem Verkauf von Zweitimmobilien mit 24 Prozent und andere Vermögenswerte mit 20 Prozent für höhere Steuerzahler besteuert. Grundsteuerzahler zahlen 18 Prozent bzw. 10 Prozent. Einige europäische Länder, darunter Luxemburg und Dänemark, erheben bereits Kapitalertragsteuern auf Einkommenssteuerniveau, während Belgien und die Schweiz ganz darauf verzichten.
Steuerberater warnen, dass eine Erhöhung des britischen Satzes Investitionen abschrecken und damit dem internationalen Ansehen schaden könnte. Sarah Coles von Hargreaves Lansdown betont, dass das britische Steuersystem Investitionen eher fördern sollte, anstatt durch drastische Erhöhungen abzuschrecken.
Bereits jetzt versuchen Vermieter und Anleger, ihre Vermögenswerte zu verkaufen, um möglichen Steuererhöhungen zuvorzukommen. Dies führte im August zu rekordhohen Einnahmen des britischen Finanzamtes von 197 Millionen Pfund. Ein weiterer Risikofaktor könnte die Kürzung des steuerfreien jährlichen Freibetrags von 3.000 Pfund sein, der bereits in den letzten zwei Jahren erheblich gesenkt wurde.