Die britische Regierung plant, Donald Trump gegenüber „starke Argumente“ vorzubringen, um seine Zollpläne zu adressieren, die das Wirtschaftswachstum des Landes beeinträchtigen könnten, erklärte Rachel Reeves. Die Kanzlerin betonte, sie sei zwar nicht sorglos angesichts der Pläne des designierten Präsidenten, doch optimistisch hinsichtlich der britischen Fähigkeit, die globale Wirtschaftspolitik zu beeinflussen.
Trump beabsichtigt, die Zölle auf weltweit importierte Waren initial um 10% zu erhöhen, mit einem Anstieg auf bis zu 60% für Waren aus China. Dieses Vorhaben soll den US-Industriesektor schützen. Reeves erläuterte, Großbritannien wolle die verbleibenden Monate bis zur Amtseinführung Trumps im Januar nutzen, um verschiedene Szenarien zu berücksichtigen.
Wie Analysen des National Institute of Economic and Social Research (Niesr) nahelegen, könnten höhere US-Einfuhrzölle das globale Wirtschaftswachstum in den kommenden zwei Jahren um etwa einen Prozentpunkt reduzieren. Speziell für das Vereinigte Königreich prognostiziert Niesr eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums auf 0,4% bis 2025, verglichen mit einer ursprünglichen Prognose von 1,2%.
Rachel Reeves verwies in einem Gespräch im Treasury Committee des Unterhauses darauf, dass Goldman Sachs seine Wachstumsprognose für das Vereinigte Königreich im nächsten Jahr von 1,6% auf 1,4% herabgestuft habe, bedingt durch das Zolllisiko. Dennoch betonte sie, es sei verfrüht, wirtschaftliche Vorhersagen aufgrund einer Präsidentenwahl in den USA zu ändern. Die Handelsbeziehung mit den USA, dem größten einzelnen Handelspartner des Landes, bleibe essenziell.
Reeves hob hervor, dass Großbritannien in der ersten Amtszeit Trumps eine starke wirtschaftliche Beziehung zu den USA aufrechterhalten habe. Sie betonte, das Vereinigte Königreich sei kein passiver Beobachter. Großbritannien werde sich für die Wichtigkeit freien und offenen Handels stark machen - sowohl bilateral mit den Vereinigten Staaten als auch auf globaler Ebene. Auch die USA profitierten von diesem freien Handelszugang.
Auf die Frage des ehemaligen Tory-Schatzministers John Glen, ob es realistisch sei, Trump zu beeinflussen, antwortete die Kanzlerin, dass noch einige Monate vor der Amtseinführung blieben. Sie bekräftigte, Gespräche starten und sich auf verschiedene Möglichkeiten vorbereiten zu wollen. Reeves äußerte, sie wolle keinesfalls sorglos klingen. Hingegen sei sie optimistisch bezüglich der Fähigkeit Großbritanniens, die globale Wirtschaftspolitik zu gestalten, wie es unter aufeinanderfolgenden Regierungen der Fall gewesen sei.