„Ich muss arbeiten. Aber wenn die Prämien steigen, habe ich keine Wahl.“
Mit diesen Worten beschreibt Uber-Fahrer Seth Seglah die Realität vieler britischer Fahrer, die durch steigende Versicherungskosten zunehmend unter Druck geraten.
Der Grund: Uber hat im Jahr 2022 ein geschlossenes System eingeführt, bei dem Fahrer nur noch Versicherungen von einem kleinen Kreis ausgewählter Anbieter abschließen dürfen.
Für viele bedeutet das: massiv steigende Prämien, eingeschränkte Wahlmöglichkeiten und letztlich weniger Einkommen. Gewerkschaften und Branchenexperten schlagen Alarm – und werfen Uber sogar wettbewerbswidriges Verhalten vor.
Versicherungsmonopol oder Sicherheitsmaßnahme?
Das sogenannte „Versicherungs-Panel“, das Uber im Jahr 2022 einführte, umfasst acht Anbieter, die Policen für zehntausende Fahrer in London anbieten. Nach Ubers Vorgaben dürfen Fahrzeuge, die bei anderen Versicherern versichert sind, die Plattform nicht mehr nutzen.
Uber argumentiert, dass dieses System nötig sei, um die Sicherheit der Passagiere und Fahrer zu gewährleisten, da die Policen der Panel-Versicherer direkt und in Echtzeit überprüft werden können.
Doch diese Regelung hat ihren Preis: Laut Fahrern sind die Prämien für Versicherungen von Panel-Anbietern seit der Einführung drastisch gestiegen. Einige Fahrer berichten von Verdopplungen oder gar Verdreifachungen der Kosten innerhalb von zwei Jahren.
Existenzen am Limit
Für viele Fahrer bedeutet die Entscheidung Ubers, dass sie tief in die Tasche greifen müssen – oder die Plattform verlassen. Einige sind gezwungen, ihre Deckung von Vollkasko auf reine Haftpflicht zu reduzieren, um überhaupt zahlungsfähig zu bleiben. Andere, wie Muhammad Minar, dessen Prämien um 48 Prozent gestiegen sind, sehen sich in einer Sackgasse:
„Wir haben keine Macht. Wenn du als Fahrer arbeitest, hast du keine Wahl, als bei Uber zu bleiben.“
Einige Fahrer haben den Beruf sogar aufgegeben, weil sie sich die neuen Versicherungsanforderungen nicht leisten konnten. Für Seth Seglah war die Situation klar:
„Uber hört nicht zu. Sie kontrollieren alles, und wenn du nicht mitmachst, wirst du einfach abgemeldet.“
Kritische Stimmen
Gewerkschaften und Experten kritisieren die Regelung scharf. Steve Garelick, regionaler Organisator bei der Gewerkschaft GMB, forderte bei Gesprächen mit Uber eine Lockerung der Versicherungsbeschränkungen. „Es sollte ein offener Markt sein. Wir wollen, dass die Prämien so niedrig wie möglich bleiben.“
Paula Ramada, Wettbewerbsökonomin bei London Economics, hält das Panel sogar für potenziell wettbewerbswidrig:
„Es könnte sich um eine vertikale Beschränkung handeln, die durchaus einen Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung darstellt.“
Uber unter Druck
Uber betont, dass das Panel im Einklang mit den Anforderungen der britischen Verkehrsbehörde Transport for London (TfL) eingerichtet wurde. Die Plattform verweist darauf, dass unversicherte Fahrer früher ein großes Problem waren. Mit dem neuen System seien 174 potenzielle Probleme mit Versicherungspolicen entdeckt worden, die sonst unbemerkt geblieben wären.
Dennoch bleibt Kritik bestehen: Experten bemängeln, dass das geschlossene System den Wettbewerb hemmt und günstigere Anbieter aus dem Markt drängt. Ein nicht zum Panel gehörender Versicherer hatte im Jahr 2023 beantragt, in die Liste aufgenommen zu werden – ohne Erfolg.
Was bringt die Zukunft?
Uber kündigte an, das Panel ab 2025 erweitern und den Fahrern mehr Wahlmöglichkeiten bieten zu wollen. Geplant ist ein System, das die Prämien der Anbieter transparenter macht, um Wettbewerb und günstigere Preise zu fördern. Doch ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Unmut der Fahrer zu besänftigen, bleibt abzuwarten.
Für viele britische Uber-Fahrer bleibt die Situation angespannt. Zwischen steigenden Kosten, eingeschränkten Optionen und der Abhängigkeit von der Plattform scheint die Zukunft des Berufs ungewiss.