04. Dezember, 2024

Politik

Überraschungsoffensive in Syrien: Türkische Rolle in Aleppo im Rampenlicht

Überraschungsoffensive in Syrien: Türkische Rolle in Aleppo im Rampenlicht

Mit einem Überraschungsvorstoß nahmen Oppositionskräfte Syriens zweitgrößte Stadt Aleppo ein, was zu einem ikonischen Moment führte: Eine Person hängte die türkische Flagge über die Mauer der mittelalterlichen Zitadelle. Dies symbolisiert laut türkischen Regierungsmedien Ankaras langjährigen Einfluss im benachbarten Bürgerkrieg.

Der 13-stündige Konflikt erhielt neuen Zündstoff, als islamistische Kämpfer von Hayat Tahrir al-Sham (HTS) am Freitag widerstandslos in Aleppo eindrangen. Türkische Unterstützergruppen, die mit HTS kooperieren, griffen daraufhin am Sonntag die strategisch bedeutende nördliche Stadt Tel Rifaat an, die von kurdischen Kräften gehalten wird.

Die bemerkenswerte Vorstoß der Rebellen rückt die Türkei erneut ins Licht der internationalen Aufmerksamkeit, da sie seit Jahren der Hauptunterstützer der Aufständischen gegen Präsident Bashar al-Assad ist. Obwohl HTS nicht direkt von der Türkei unterstützt wird, vermutet man eine Duldung seitens Ankara. Dies könnte Präsident Recep Tayyip Erdoğan in mögliche zukünftige Verhandlungen mit Assad, Russland und Iran stärken.

Türkische Offizielle, einschließlich Außenminister Hakan Fidan, dementierten direkte Einmischung in die syrischen Ereignisse, sehen aber dennoch die Chance, gegen kurdische Kräfte vorzugehen. Erdoğan hat es sich in den letzten Jahren zur Aufgabe gemacht, kurdische Milizen, die er als PKK-Erweiterung sieht, von der türkischen Grenze fernzuhalten.

Ankara ist der Schutzpatron von Idlib, einer Hochburg von HTS. Tausende türkische Soldaten sind in den von der oppositionellen Syrischen Nationalarmee kontrollierten Gebieten präsent. Zwischen den Rebellenfraktionen HTS und der SNA herrschte zuvor Zwietracht, doch im aktuellen Vorstoß kooperieren sie. Ankara zieht es vor, sich zurückzuhalten und verfolgt eine subtile Vermittlung zwischen den Konfliktparteien, während Russland eher nüchtern auf den türkischen Vorstoß reagiert.

Erdoğan erwägt auch eine direkte Militärintervention gegen die SDF, angesichts ihrer engen Verbindung zu den USA, was die NATO-Beziehungen belastet. Eine diplomatische Lösung steht weiterhin auf der türkischen Agenda, doch bleibt der Weg dorthin ungewiss. Stattdessen droht Ankara ein Potenzial neuer Flüchtlingskrisen, ausgelöst durch die jüngsten Auseinandersetzungen mit fast 50.000 Vertriebenen.