Die Bank of Korea hat die Finanzmärkte mit einer unerwarteten Zinssenkung überrascht und ihre Wachstumsaussichten düsterer als zuvor eingeschätzt. Nach der letzten Zinswende im Vormonat senkte die Zentralbank ihren Leitzins um einen viertel Prozentpunkt auf 3 %. Dieser Schritt könnte als frühe Reaktion auf steigende Handels- und Wirtschaftsbedenken nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten gewertet werden.
Insbesondere die Wachstumsprognose für 2025 wurde nach unten korrigiert und liegt nun unter 2 %. Die Zentralbank rechnet nun mit einem Wirtschaftswachstum von 1,9 % für das nächste Jahr, verglichen mit einer Prognose von 2,1 % im August.
Nach der Zinsentscheidung fielen die Renditen von Staatsanleihen, während die Aktienmärkte leicht zulegten und der koreanische Won gegenüber dem US-Dollar an Wert verlor. Laut Lee Seung-suk vom Korea Economic Research Institute könnte die Zinssenkung als präventive Maßnahme gegen drohende Investitions- und Konsumrückgänge bewertet werden, insbesondere angesichts drohender Handelskonflikte, die durch Trumps Handelspolitik entstehen könnten.
Die Entscheidung überrascht, da nur vier von 22 von Bloomberg befragten Ökonomen eine Senkung vorhergesehen hatten, während die Mehrheit mit einem unveränderten Zinssatz von 3,25 % rechnete.
Ein Abschwung am Immobilienmarkt, nachlassender Inflationsdruck und eine Verlangsamung des Exportwachstums waren die Ausgangspunkte für diesen unerwarteten Schritt. Die Wahl Trumps könnte die Entscheidungsträger zusätzlich dazu bewegt haben, Maßnahmen zu erwägen, um die exportabhängige Wirtschaft Südkoreas gegen mögliche Handelshemmnisse zu wappnen.
Jeong Woo Park von Nomura Holdings merkte vor der Entscheidung an, dass angesichts der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Herausforderungen und nachlassender Stabilitätsrisiken eine Zinssenkung naheliegend sei. Die Entscheidung weicht von der bisherigen Haltung der Bank ab, die Zinsreduktionen in schneller Abfolge zu vermeiden, sofern keine wirtschaftliche Krise besteht. Dies zeigt das Bestreben der Zentralbank, agiler zu sein, wenn sich die globale Wirtschaftslage unerwartet verändert.