Die italienische Medienberichterstattung hat am Freitag erneut Übernahmegerüchte um ProsiebenSat.1 entfacht und den Aktienkurs in ungeahnte Höhen katapultiert. Nachdem der Kurs in einem beeindruckenden Sprung um über 12 Prozent gestiegen war, notierten die Aktien am Ende des Tages noch mit einem Plus von 10,5 Prozent bei 5,94 Euro. Damit sicherte sich das Papier den Spitzenplatz im SDax und durchbrach erstmals seit August die bedeutende 200-Tage-Linie, die als langfristiger Trendindikator gilt. Seit Beginn des Jahres verzeichnet ProsiebenSat.1 somit einen Kursgewinn von nahezu 20 Prozent und zeigt damit eine herausragende Performance im Vergleich zum kleineren Nebenwerte-Index.
Die italienische Tageszeitung "La Stampa" berichtete, dass die Medien-Holdinggesellschaft MediaforEurope (MFE) erwägt, nach der bevorstehenden Bundestagswahl ein Übernahmeangebot zu machen. MFE, die bereits fast 30 Prozent der Anteile an dem Münchner Konzern hält, lässt die endgültige Entscheidung von den neuen Einschaltquoten und der politischen Entwicklung in Deutschland nach der Wahl beeinflussen. Auch die Papiere von MFE stiegen um fast 5 Prozent und zeigten sich damit gegen den Branchentrend resistent.
Marktbeobachter halten eine Offerte seitens MFE für ein realistisches Szenario, möglicherweise als Mix aus Bargeld und eigenen Aktien, unterstrichen von der Kapitalflexibilität der Italiener. Fraglich bleibt, ob der Aufsichtsrat von ProsiebenSat.1 dem zustimmen würde. Der bevorstehende Abschied des Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Wiele zur Hauptversammlung im Mai könnte MFE jedoch in die Karten spielen. Inmitten dieser Übernahmespekulationen bleibt auch das Ausmaß kürzlich kolportierter Stellenstreichungen ein Gesprächsthema, wobei der Konzern bislang keine konkreten Zahlen veröffentlicht hat.