18. Dezember, 2024

Unternehmen

Übernahme von US Steel: Sicherheitsbedenken bremsen Milliarden-Deal

Der geplante Kauf von US Steel durch Nippon Steel stockt. Ein US-Gremium ringt um eine Entscheidung, ob der 14,9-Milliarden-Dollar-Deal nationale Sicherheitsinteressen gefährden könnte. Die Zeit drängt – und der politische Gegenwind ist stark.

Übernahme von US Steel: Sicherheitsbedenken bremsen Milliarden-Deal
Die geplante Übernahme von US Steel durch Nippon Steel sorgt für politische Spannungen. Sicherheitsbedenken und wirtschaftlicher Protektionismus könnten den 14,9-Milliarden-Dollar-Deal kippen.

Ein Deal im politischen Minenfeld

Washington. Die Übernahme von US Steel durch den japanischen Stahlgiganten Nippon Steel sorgt in den USA für Kontroversen. Bis zum 22. Dezember muss der Ausschuss für Auslandsinvestitionen (CFIUS), der aus neun US-Behörden besteht, eine Empfehlung an Präsident Joe Biden abgeben. Doch die Meinungen darüber, ob der Deal zugelassen werden soll, sind gespalten.

US Steel ist eines der traditionsreichsten Industrieunternehmen des Landes und spielt eine Schlüsselrolle in der Stahlproduktion – einer Branche, die als sicherheitsrelevant gilt.

Vor allem, weil Stahl für Rüstungsprojekte und Infrastrukturprojekte von nationaler Bedeutung benötigt wird. Die geplante Übernahme durch Nippon Steel im Wert von 14,9 Milliarden Dollar hat daher nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Sprengkraft.

Sicherheitsinteressen oder Protektionismus?

Das CFIUS-Gremium prüft ausländische Investitionen auf mögliche Gefahren für die nationale Sicherheit der USA. Die Tatsache, dass Stahl ein unverzichtbarer Rohstoff für Verteidigung und kritische Infrastruktur ist, macht den Fall besonders sensibel.

Es geht um mehr als nur wirtschaftliche Interessen: Die USA möchten verhindern, dass essenzielle Branchen von ausländischen Akteuren kontrolliert werden könnten.

Sowohl Präsident Biden als auch Donald Trump lehnen den Deal ab. Ihre „Buy American“-Strategie könnte jedoch als Signal für zunehmenden US-Protektionismus gewertet werden.

Laut einem Bericht der Financial Times haben die Behörden bislang keinen Konsens erzielt. Die Meinungen gehen auseinander, ob die Übernahme tatsächlich Sicherheitsrisiken birgt oder ob politische Beweggründe den Widerstand befeuern.

Politische Fronten verhärten sich

Nicht nur das Gremium, auch die Politik mischt sich massiv ein. Präsident Joe Biden hat wiederholt erklärt, dass er den Deal kritisch sieht. Auch sein designierter Nachfolger Donald Trump sprach sich bereits im Wahlkampf gegen die Übernahme aus. Beide Politiker setzen auf eine „Buy American“-Strategie, die auf die Stärkung heimischer Unternehmen abzielt und ausländische Einflüsse begrenzen will.

Die öffentliche Ablehnung durch zwei Präsidenten – sowohl den amtierenden als auch den künftigen – ist ein ungewöhnlicher Schritt. Es zeigt, wie sehr der Fall US Steel in die ideologischen Debatten über wirtschaftliche Souveränität und Globalisierung verwickelt ist.

Japan in der Warteschleife

Für Nippon Steel, den potenziellen Käufer, ist die Situation nicht minder heikel. Das Unternehmen sieht in US Steel eine strategische Chance, seine Präsenz in den USA zu erweitern und vom dortigen Boom der grünen Stahlproduktion zu profitieren. Doch das Unternehmen reagiert zurückhaltend. Auf Anfrage lehnte Nippon Steel eine Stellungnahme zu den aktuellen Entwicklungen ab.

Für Japan geht es ebenfalls um mehr als nur ein Geschäft. Das Land ist enger Verbündeter der USA und hofft auf eine stärkere wirtschaftliche Zusammenarbeit. Sollte der Deal scheitern, könnte dies als Signal für zunehmenden Protektionismus der USA gewertet werden – mit möglichen Spannungen zwischen den beiden Nationen.

Einfluss auf den Stahlmarkt

Die Entscheidung des CFIUS wird nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Folgen haben. US Steel ist einer der führenden Stahlproduzenten in Nordamerika. Ein Zusammenschluss mit Nippon Steel könnte den Wettbewerb verändern und die globale Marktposition beider Unternehmen stärken.

Für die US-Stahlindustrie steht viel auf dem Spiel. Die Branche hat in den letzten Jahren unter ausländischer Konkurrenz gelitten, und die Regierung hat mit Zöllen und Subventionen versucht, sie zu schützen. Eine Übernahme durch ein japanisches Unternehmen könnte als Widerspruch zu dieser Strategie gewertet werden.

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