Ein Milliarden-Deal, der den Markt aufrüttelt
Der Übernahmepoker in der globalen Lieferdienstbranche hat einen neuen Höhepunkt erreicht: Die niederländische Just Eat Takeaway, bekannt als Muttergesellschaft von Lieferando, wird für 4,1 Milliarden Euro von der Tech-Beteiligungsgesellschaft Prosus übernommen.
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Die Transaktion, die einen satten Aufschlag von 63 Prozent auf den letzten Schlusskurs der Just Eat-Aktie bedeutet, wurde vom Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig abgesegnet.
Prosus zahlt 20,30 Euro pro Aktie – ein Preis, den die Anleger sofort honorierten. Am Montagmorgen schnellte die Just Eat-Aktie an der EURONEXT in Amsterdam um über 50 Prozent in die Höhe und notierte zuletzt bei 19,00 Euro.
Auch der deutsche Konkurrent Delivery Hero profitierte von der Übernahme und legte auf Tradegate bis zu sechs Prozent zu.
Prosus setzt auf Marktführerschaft
Prosus ist kein Unbekannter in der Tech- und Startup-Welt. Der südafrikanische Konzern, der aus dem Medien- und Internetgiganten Naspers hervorgegangen ist, hält bereits große Beteiligungen an globalen Plattformen wie Tencent und Delivery Hero. Mit der Übernahme von Just Eat Takeaway stärkt Prosus nun seine Position im boomenden, aber umkämpften Markt für Essenslieferungen.
Die Strategie ist klar: Durch die Übernahme entsteht ein noch größerer Player mit einer gestärkten Marktstellung in Europa und Nordamerika. Just Eat Takeaway wird seinen Markennamen und seine wichtigsten Marken behalten, was auf eine behutsame Integration in das Prosus-Portfolio schließen lässt.
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Ein schwieriges Marktumfeld – und eine große Chance?
Die Übernahme kommt in einer Phase, in der die gesamte Branche mit steigenden Kosten, Konsumzurückhaltung und regulatorischen Hürden kämpft. Die Pandemie hatte Lieferdienste zu einem Boom verholfen, doch seitdem steigen die Herausforderungen. Kosten für Fahrer, Gebühren von Restaurants und sinkende Margen setzen die Anbieter unter Druck.
Just Eat Takeaway hatte in den vergangenen Jahren Probleme, profitabel zu wachsen. Der britische Markt war hart umkämpft, in den USA musste sich das Unternehmen 2023 von Grubhub trennen, das nicht wie erhofft lief. Die Übernahme durch Prosus könnte nun neue finanzielle Stabilität bringen und die Chancen auf langfristige Rentabilität erhöhen.
Doch Analysten warnen auch: Während Just Eat mit einer verbesserten Profitabilität glänzen konnte, bleibt die Unsicherheit über das mittelfristige Wachstum bestehen. Die kanadische Bank RBC etwa bewertet den Deal als positiv, bleibt aber vorsichtig. Der Grund: Die gesenkten Investitionen und das nach wie vor schwierige Konsumumfeld könnten das Wachstum bremsen.
Branchenexperten: Kommt jetzt die große Konsolidierung?
Die Übernahme von Just Eat Takeaway durch Prosus könnte nur der Anfang einer größeren Marktbereinigung sein. Seit Jahren gibt es Spekulationen, dass die großen Player – Just Eat, Delivery Hero, Uber Eats und DoorDash – stärker fusionieren könnten, um sich gegen sinkende Margen und wachsende Konkurrenz zu wappnen.
Auch für den deutschen Markt könnte der Deal langfristige Auswirkungen haben. Während Lieferando weiterhin der dominante Anbieter bleibt, könnte eine tiefere Verflechtung mit Prosus zu einer engeren Zusammenarbeit mit Delivery Hero führen. Das könnte insbesondere für Wettbewerber wie Wolt oder Uber Eats bedeuten, dass der Konkurrenzdruck weiter steigt.
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