Der Halbleitermarkt ist in Aufruhr: Medienberichten zufolge hat Qualcomm ein Auge auf Intel geworfen und in den vergangenen Tagen eine Übernahmeofferte unterbreitet.
Der US-Halbleiterhersteller, der sich in den letzten Jahren schwer tat, sich auf dem hart umkämpften Markt zu behaupten, könnte damit ins Fadenkreuz eines seiner größten Konkurrenten geraten. Die Nachricht ließ die Intel-Aktie um drei Prozent steigen – während Qualcomm-Papiere im Minus lagen.
Warum ausgerechnet Intel?
Die Frage, die sich vielen Analysten stellt: Warum hat Qualcomm es auf Intel abgesehen? Der einstige Riese der Chip-Industrie hat in den letzten Jahren den Anschluss an die Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) verloren.
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Während Unternehmen wie Nvidia und AMD große Fortschritte im KI-Sektor verzeichneten, hinkt Intel hinterher. Fehlende konkurrenzfähige Produkte und eine sinkende Nachfrage nach klassischen Prozessoren setzen dem Unternehmen schwer zu.
Mit Milliardenverlusten und einem Sparprogramm versucht CEO Pat Gelsinger gegenzusteuern. Doch die Marktbedingungen bleiben schwierig, und die geplanten Einsparungen – inklusive der Streichung von rund 15.000 Arbeitsplätzen und dem Verkauf von Unternehmensteilen – wirken eher wie ein verzweifelter Schritt.
Eine Fabrik auf Eis gelegt
Erst Anfang der Woche verkündete Intel, dass der Bau einer neuen Chipfabrik in Magdeburg auf Eis gelegt wird. Eigentlich waren Investitionen in Höhe von 30 Milliarden Euro geplant, um die Produktion bis 2027 in Deutschland aufzunehmen.
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Doch nun verzögert sich das Projekt um mindestens zwei Jahre – ein herber Rückschlag für die europäische Halbleiterbranche, die auf die neue Fabrik setzte, um unabhängiger von Asien zu werden.
Qualcomm auf Einkaufstour
Dass Qualcomm nun inmitten dieser Schwierigkeiten Interesse an einer Übernahme zeigt, hat viele überrascht. Der strategische Hintergrund könnte klarer werden, wenn man Qualcomms Ambitionen im KI-Bereich betrachtet. Der Mobilfunk-Spezialist will seine Präsenz in der KI-Forschung und -Entwicklung ausbauen und könnte Intels Ressourcen nutzen, um in diese Richtung zu expandieren.
Ein weiterer Punkt: Intel hält immer noch eine bedeutende Position im Halbleitermarkt, insbesondere bei der Herstellung von Prozessoren für Server und Rechenzentren. Eine Übernahme könnte Qualcomm in diese strategisch wichtigen Bereiche katapultieren und das Portfolio diversifizieren.
Aktien reagieren prompt
Am Aktienmarkt sorgte die Nachricht für deutliche Bewegungen. Die Intel-Aktie legte nach dem Bericht um drei Prozent zu und schloss den Handel bei 39,78 US-Dollar.
Dagegen mussten Qualcomm-Anleger einen Verlust von vier Prozent hinnehmen. Der Rückgang deutet darauf hin, dass Anleger noch unsicher sind, ob Qualcomm die Ressourcen und den langen Atem hat, um ein so komplexes Unternehmen wie Intel erfolgreich zu integrieren.
Noch keine offiziellen Stellungnahmen
Bisher haben weder Intel noch Qualcomm die Übernahmegerüchte offiziell bestätigt. Beide Unternehmen schweigen zu den Spekulationen. Sollte es allerdings zu einem Deal kommen, könnte dies den gesamten Halbleitermarkt neu ordnen. Besonders spannend wird es sein, wie der mögliche Zusammenschluss im Wettbewerb mit Unternehmen wie Nvidia und AMD bestehen würde.