Abubakr Yusufi hatte bei seiner Abreise nach Moskau im Juli große Pläne: Der 23-Jährige aus einem kleinen Dorf in Tadschikistan wollte dort seinen Verwandten bei Bauarbeiten helfen und genug Geld verdienen, um zu Hause eine Familie zu gründen. Doch seine Reise endete schneller als gedacht. Nach nur kurzer Zeit am Flughafen Wnukowo wurde ihm die Einreise verweigert und er fand sich bald wieder in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe. Gründe für die Abschiebung sind nicht bekannt. Für Yusufi und viele andere Arbeitsmigranten aus Zentralasien hat sich die Situation in Russland nach einem tödlichen Anschlag bei einem Konzert im März erheblich verschlechtert. Die Stimmung unter den Migranten ist gedrückt: Sie sehen sich einem wachsenden Fremdenhass und verschärften Gesetzen ausgesetzt, die Abschiebungen erleichtern und die Anzahl der Arbeiter aus dem Ausland reduzieren könnten. Diese Entwicklungen haben tiefgreifende wirtschaftliche und sicherheitspolitische Auswirkungen. Da Russland auf die Arbeitskraft von rund sechs Millionen Migranten angewiesen ist, könnten die Verringerung ihrer Zahl und die damit verbundenen Lücken auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere im Bauwesen und in der Produktion, Druck auf die ohnehin angespannte Wirtschaft ausüben. Präsident Wladimir Putin selbst hat eingeräumt, dass Russland Millionen Arbeitskräfte benötigt, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Auf der anderen Seite ist Tadschikistan stark von den Rücküberweisungen seiner im Ausland arbeitenden Bürger abhängig. Die eintretenden Gelder machen einen erheblichen Teil des Bruttoinlandsprodukts aus. Doch die verstärkte Rückführung und der erschwerte Zugang zum russischen Arbeitsmarkt könnten auch hier schwerwiegende wirtschaftliche und soziale Folgen nach sich ziehen, die extremistische Gruppierungen potenziell ausnutzen könnten. Indes stehen die politischen Beziehungen auf dem Prüfstand. Tadschikistans Premierminister Qohir Rasulzoda hat in deutlichen Worten die Wahrung der Rechte seiner Bürger eingefordert und die Veränderungen kritisiert. Die unsicheren Aussichten der Migranten und die wirtschaftlichen Abhängigkeiten beider Nationen verdeutlichen die Komplexität der Thematik.