22. November, 2024

Energy

Türkei im Gespräch mit ExxonMobil für milliardenschweren LNG-Deal

Türkei im Gespräch mit ExxonMobil für milliardenschweren LNG-Deal

Die Türkei befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem amerikanischen Energieriesen ExxonMobil über einen mehrere Milliarden Dollar schweren Kauf von verflüssigtem Erdgas (LNG), um die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu verringern. Wie der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar in einem Interview bekannt gab, zielt die Türkei darauf ab, ein "neues Versorgungsportfolio" zu entwickeln, das die Abhängigkeit von einem einzelnen Energielieferanten minimiert.

Die Gespräche fallen in eine Phase, in der sich das Verhältnis zwischen der Türkei und den USA nach der Entscheidung Ankaras, sein Veto gegen die Nato-Mitgliedschaft Schwedens aufzuheben und nach der Zusage der USA, F-16 Kampfjets im Milliardenwert an die Türkei zu verkaufen, deutlich verbessert hat. Zudem strebt die Türkei danach, sich als regionaler Energieknotenpunkt neu zu positionieren.

Im Rahmen des potenziellen langfristigen Abkommens mit Exxon könnte die Türkei jährlich bis zu 2,5 Millionen Tonnen LNG beziehen, was nach aktuellen Marktpreisen von etwa 1,1 Milliarden US-Dollar entspräche. Dieser Betrag könnte, nach Schätzungen der Financial Times, rund 7 Prozent des türkischen Erdgasverbrauchs des vergangenen Jahres decken. Im letzten Jahr importierte die Türkei etwa 5 Millionen Tonnen LNG aus den USA auf dem Spotmarkt.

ExxonMobil hat ehrgeizige Pläne, sein LNG-Portfolio bis 2030 auf 40 Millionen Tonnen jährlich zu verdoppeln. Das Unternehmen ist mit einem Anteil von 30 Prozent an der Golden Pass LNG, einem neuen Exportterminal an der US-Golfküste, beteiligt, mit einer Kapazität von über 18 Millionen Tonnen pro Jahr, dessen Produktion für die erste Hälfte des Jahres 2025 erwartet wird. Zusätzlich engagiert sich Exxon in LNG-Projekten in Papua-Neuguinea und Mosambik.

ExxonMobil bestätigte erste Gespräche mit der türkischen Regierung über mögliche LNG-Vorhaben, behielt jedoch die Einzelheiten ihrer Handelsstrategie für sich. Ankara, das ebenfalls mit anderen US-Erdgasproduzenten über LNG-Verträge verhandelt, strebt an, die Gasversorgung zu diversifizieren, bevor einige langfristige Verträge mit Russland 2025 und mit dem Iran im darauf folgenden Jahr auslaufen.

Die Abhängigkeit der Türkei von russischem Erdgas, das überwiegend über Pipelines geliefert wird, ist erheblich. Mehr als 40 Prozent ihres Energiebedarfs deckte die Türkei im vergangenen Jahr mit Imports aus Russland. Langzeitverträge bestehen derzeit auch mit Algerien und dem Oman.

Trotz der politischen Spannungen im Zuge des Ukrainekrieges unterhält die Türkei weiterhin bedeutende Handels-, Wirtschafts- und Touristikverbindungen mit Russland. Moskau bleibt nicht nur der größte Erdgaslieferant der Türkei, sondern wird auch das erste Kernkraftwerk des Landes am Mittelmeer betreiben. Zusätzliches Interesse an einem ähnlichen Nuklearprojekt am Schwarzen Meer zeigte Russland laut Bayraktar gemeinsam mit Südkorea.

Alparslan Bayraktar verteidigte die Aufrechterhaltung der Beziehungen zu Russland und argumentierte, die "wettbewerbsfähigen" Energiegeschäfte mit Moskau hätten es der Türkei ermöglicht, der Energiekrise zu entgehen, die viele europäische Länder nach Beginn des Kriegs erfasste. Zukünftig plant die Türkei ebenfalls die Erkundung eigener Ölvorkommen im Schwarzen Meer sowie Bohrungen im Südosten des Landes.