Die türkische Zentralbank hat ihre geldpolitische Lockerung überraschend deutlich fortgesetzt und den Leitzins um 250 Basispunkte auf 47,5 % gesenkt. Diese Maßnahme signalisiert eine deutliche Abkehr von der zuvor lang anhaltenden Periode wirtschaftlicher Turbulenzen und einer anhaltenden Krise der Lebenshaltungskosten. Nach einer 18-monatigen Phase strenger Zinserhöhungen, die auf eine drastische Umkehr unorthodoxer Geldpolitik folgten, kühlt die Zentralbank nun ihre Maßnahmen ab. Erdoğans unterstützte Neuausrichtung zielt darauf ab, die Inflation, die zuletzt auf 47 % gesunken ist, schrittweise auf ein angestrebtes Niveau von 5 % zu bringen. Die Zentralbank erklärte, ihre Politik künftig vorsichtig und unter Berücksichtigung der Inflationsentwicklung Schritt für Schritt anzupassen. Ein übermäßiges Ansteigen der Inflation soll durch gezielte Maßnahmen verhindert werden. In einer Umfrage von Reuters hatten die meisten Analysten mit einer eher konservativen Zinssenkung gerechnet. Überraschend kam ebenfalls der Vorstoß Erdoğans, der trotz zuvor hoher Inflation, die mittlerweile durch eine vorsichtigere Politik gebremst wird, eine Lohnerhöhung von lediglich 30 % verkündete. Ein Jahr nach der Berufung einer neuen Führung hat sich die Türkei auf einen orthodoxeren Kurs eingestellt, der Vertrauen zurückgewinnen soll. Dies war nötig, nachdem die Lira über Jahre massiv abgewertet wurde und die Inflation auf bedrohliche Höhen geschnellt war, was so manchen Türken um Ersparnisse gebracht hat. Letztlich scheint das Land mit einer nuancierten Marktpolitik seine finanzielle Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, auch wenn die Geschwindigkeit der Erholung angesichts noch immer hoher Kosten für viele Türken und Unternehmen auf Herausforderungen trifft.