Die Zukunft von Chinas Exportwirtschaft blickt angesichts der angedrohten Zollerhöhungen seitens der neuen US-Regierung unter Donald Trump in ungewisse Zeiten. Wirtschaftsexperten warnen, dass die Exportzuwächse möglicherweise nicht nur abschwächen, sondern gar rückläufig sein könnten. Dies hätte weitreichende Konsequenzen für Pekings Wirtschaftswachstum.
Zu Beginn dieses Jahres bis November stiegen die chinesischen Exporte um rund 5,4 Prozent in US-Dollar umgerechnet auf 3,2 Billionen. Dieser Anstieg trug maßgeblich zur Stabilisierung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums bei, in einer Phase, in der sich die chinesischen Behörden bemühten, den Immobilienmarkt zu stützen und das Vertrauen wiederherzustellen.
Experten gehen jedoch für 2025 von einer Abschwächung aus, primär ausgelöst durch die Zölle. So äußerte Robin Xing, Chefökonom für China bei Morgan Stanley, dass der Beitrag der Exporte zum Wirtschaftswachstum zweifelsohne schrumpfen werde. Trotz der Ankündigungen Trumps, die Zölle um 10 Prozent zu erhöhen – weit geringer als zuvor angedrohte 60 Prozent –, existieren noch keine endgültigen Entscheidungen, die vor der Amtseinführung im Januar zu erwarten wären.
Prognosen zum Ausmaß der potenziellen Auswirkungen variieren stark. Goldman Sachs rechnet mit einem Rückgang der chinesischen Exporte um 0,9 Prozent im kommenden Jahr. Capital Economics prognostiziert einen klaren Rückgang, während UBS und Nomura ein Nullwachstum der Exporte erwarten. Anders sehen es Morgan Stanley und ING, die dennoch ein verlangsamtes Wachstum im Vergleich zu 2024 erwarten.
Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage der Wirtschaftsprognosefirma FocusEconomics revidierte die Aussichten für das Exportwachstum 2025 auf nur noch 2 Prozent, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zur Vorhersage von 3,9 Prozent im Vormonat.
Präsident Xi Jinping hat bei der jüngsten Zentralen Wirtschaftskonferenz die Betonung auf die Binnennachfrage als Mittel zur Wachstumssteigerung verstärkt. Hinzu kommt der unerwartete Rückgang der Einzelhandelsumsätze, was den Druck auf die Wirtschaftspolitiker weiter erhöht. Bereits im September wurden Maßnahmen eingeleitet, um die Aktienkurse zu stabilisieren und ein Refinanzierungspaket für Kommunen geschnürt.
Während die Warnungen, wie jene von Xing, vor einer Verschärfung des Deflationsproblems bei rückläufigen Exporten wachsen, bleibt die Komplexität des externen Umfelds eine Herausforderung, wie ein Sprecher des Nationalen Statistikamts sagte. Ting Lu von Nomura sieht die Tarife ab Mitte 2025 als potenzielle Wachstumsbremse, während Julian Evans-Pritchard von Capital Economics Großzölle erst im zweiten Quartal erwartet und bis dahin mit stabilen Exporten rechnet, bevor diese 2026 drastisch um 3,5 Prozent sinken könnten.
Unter wachsendem Druck, das offizielle Wirtschaftsziele zu erreichen, bleibt die Frage, wie bedeutend die Exportwirtschaft zur Erfüllung von Chinas ambitioniertem Wachstumsziel von 5 Prozent beitragen kann. Während Goldman Sachs schätzt, dass Exporte 2024 fast drei Viertel des BIP-Wachstums ausmachen könnten, sehen sie 2025 einen Rückgang auf 4,5 Prozent bedingt durch abnehmende Exporte. Spekulationen über unterschiedliche Zollszenarien, wie etwa jene von Barclays und Macquarie, untermalen die Herausforderung, vor der Peking steht, um potenzielle Wachstumsverluste abzufedern.