Spirit Airlines, einst ein Hoffnungsträger in der Reisebranche, hat den sprichwörtlichen Strudel nicht mehr verlassen können und meldet Insolvenz an. Nach den Herausforderungen einer veränderten Geschäftslandschaft fehlen der amerikanischen Billigfluglinie schlichtweg die Mittel, um sich wieder aufzurichten.
Schon seit der Blockierung des 3,8-Milliarden-Dollar-Fusionsgeschäfts mit JetBlue Airways Anfang des Jahres durch einen Bundesrichter, brodelt die Gerüchteküche um die Zukunft von Spirit. Experten hatten jedoch schon länger auf ein drohendes Insolvenzverfahren hingewiesen. Vor der Pandemie war die Airline als Innovator bekannt, die preisbewusste Reisende anlockte und Wettbewerber zur Kreation eigener Budgetangebote zwang. Die hohe Flugzeugnutzung und die schlanke Kostenstruktur brachten Spirit stabile zweistellige Betriebsmargen – bis das Jahr 2020 kam.
Die Pandemie wendete jedoch das Blatt. Eine sinkende durchschnittliche Flugzeugnutzung in Kombination mit steigenden Kosten belasteten das Unternehmen erheblich. Der Wandel hin zu vollwertigen Fluggesellschaften, unterstützt durch den Reisehunger einkommensstarker Haushalte, setzten dem Billiganbieter zu, während Inflation die Kaufkraft der weniger betuchten Zielgruppe reduzierte.
In einem strategischen Wachstumsschritt nahm Spirit zwischen 2020 und 2023 über 2 Milliarden Dollar Schulden auf, um seine Kapazitäten um durchschnittlich 27% zu erhöhen. Doch der Plan ging nicht auf, wie Analysten befürchteten. Höhere Lohnkosten sowie technische Probleme mit Triebwerken von RTX’s Pratt & Whitney verschärften die Lage zusätzlich.
Obwohl der Umsatzanteil von nicht-treibstoffbezogenen Betriebskosten im ersten Halbjahr auf 82% angewachsen ist, blieben die Versuche, sich dem Marktumfeld anzupassen, weitgehend wirkungslos.
Im Gegensatz dazu profitieren Fluggesellschafts-Giganten wie Delta und United von der starken Nachfrage nach Premium-Kabinen und Langstreckenflügen. Delta setzt auf teure Sitzplätze und internationale Routen, während United eine massive Zunahme an Buchungen nach Europa vermeldet.
Spirit selbst kündigte im Juni ambitionierte Pläne an, um in den Premium-Reisemarkt vorzustoßen und sich als höherwertiger Anbieter zu präsentieren, in der Hoffnung, den Ertrag je Passagier um 13% zu steigern.